Trump-Rede:"Komplizierte Geschäfte"

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In seiner Siegesrede gibt sich Trump erstmals versöhnlich - und klingt teilweise wie sein Amtsvorgänger Barack Obama bei dessen erstem Triumph 2008.

Von Moritz Baumstieger, München

Als Donald Trump am Mittwochmorgen um 2.47 Uhr New Yorker Zeit im Manhattaner Hilton Hotel für seine Siegesrede auf die Bühne trat, klang es kurz so, als würde der sonst zu großen wie groben Tönen neigende Republikaner zum ersten Mal so etwas wie Demut zeigen vor der Politik: "Complicated business", komplizierte Geschäfte, hätten ihn aufgehalten, so der Quereinsteiger, der bisher auf viele Fragen schlicht "I'll fix that" geantwortet hatte, "ich werde das in Ordnung bringen". Der ehrfürchtigen Betrachtung seines neuen Berufsfeldes schickte Trump kurz darauf aber vertrauter klingende Sätze hinterher: "Der Politik-Kram ist ekelhaft", sagte er, "und er ist zäh."

Insgesamt gab sich der Wahlsieger alle Mühe, versöhnlicher und, ja, präsidialer zu klingen als in seinem Wahlkampf, der teils aus Beleidigungen und Unterstellungen bestanden hatte. Die unterlegene Hillary Clinton wollte er nicht etwa wieder hinter Gittern sehen: "Wir schulden ihr viel Dankbarkeit für ihren Dienst an diesem Land", sagte Trump und bemühte sich, auch ein Signal an die Anhänger der Konkurrentin zu senden: "An diejenigen, die sich in der Vergangenheit dafür entschieden haben, mich nicht zu unterstützen (und von ihnen gab es einige): Ich wende mich an Sie und bitte um Orientierung und Hilfe, damit wir zusammenarbeiten und unser großartiges Land einen können."

In diesen Teilen seiner Rede klang der 70-Jährige fast wie sein baldiger Vorgänger, Amtsinhaber Barack Obama. Der hatte bei seiner Siegesrede 2008 in Ohio gesagt: "Den Amerikanern, deren Unterstützung ich erst noch erreichen muss, sage ich: Ich habe heute vielleicht nicht eure Stimme bekommen, aber ich höre eure Stimmen. Ich brauche eure Hilfe. Und ich werde auch euer Präsident sein." Aus demselben Rhetorik-Baukasten für Siegesreden künftiger Väter der Nation bediente sich auch Trump: "Jetzt ist es an der Zeit, dass Amerika die Wunden der Spaltung schließt. Ich verspreche jedem Bürger unseres Landes, dass ich ein Präsident für alle Amerikaner sein werde", sagte er. Vor allem aber wolle er sich um die Abgehängten kümmern: "Die vergessenen Männer und Frauen unseres Landes werden nicht länger vergessen sein."

Dann kündigte Trump ein großes Investitionsprogramm für die amerikanische Infrastruktur, Millionen neue Arbeitsplätze und eine Verdoppelung des Wirtschaftswachstums an ("Unglaubliches Potenzial. Ich kenne unser Land jetzt so gut. Das wird eine schöne Sache."). Die Mitglieder der Weltgemeinschaft wolle er partnerschaftlich und fair behandeln, so Trump, doch Amerika werde seine eigenen Interessen an die erste Stelle setzen und sich künftig "mit nichts weniger als dem Besten" zufriedengeben: "Kein Traum ist zu groß, keine Herausforderung zu hoch."

© SZ vom 10.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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