Trump in Indien:Kumpels unter Vorbehalt

Der amerikanische Präsident und der indische Premier geben sich als zupackende Männerfreunde - und erhoffen sich davon Zuspruch bei ihren Anhängern. Doch der Kaschmir-Konflikt gefährdet die Beziehungen.

Von Arne Perras

Zwei starke Männer, zwei großartige Demokratien, eine strahlende Zukunft. So lässt sich die aufpolierte Botschaft zusammenfassen, die Donald Trump und Narendra Modi beim Staatsbesuch des US-Präsidenten in Indien unter die Leute bringen wollen. Gut möglich, dass der Auftritt die indische Diaspora in den USA für eine Wahl Trumps im Herbst mobilisieren kann.

Auch Modi dürfte sich eine populistische Dividende erhoffen, viele nationalistisch eingestellte Inder verehren Politiker wie Trump, sie wähnen ihren Regierungschef in bester Gesellschaft. Und den Rückhalt des mächtigen Amerikas im Kreuz zu wissen, ist nicht unbedeutend, wenn mal wieder die Feindschaft mit dem Erzrivalen Pakistan hochkochen sollte.

Doch die Fassade einer zupackenden Männerfreundschaft überdeckt Bruchstellen. Im Streit um Handelsbarrieren gibt es keinen Durchbruch. Indiens brachiales Vorgehen in Kaschmir weckt in den USA Unbehagen. Und Washington dürfte kaum das komplizierte Verhältnis zu Pakistan weiter belasten, nur weil sich Indien eine härtere Linie wünscht. Was die Staaten letztlich eint, ist weniger das kumpelige Verhältnis zweier Macho-Politiker, sondern strategisches Interesse. Delhi und Washington fürchten beide die ausgreifende Macht Chinas und suchen deshalb den Schulterschluss.

© SZ vom 26.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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