Trump:Im Hofstaat 

Der US-Präsident will, dass man nicht dem Land dient, sondern ihm. Er pervertiert den berühmten Satz Kennedys.

Von Hubert Wetzel

Normalerweise gilt es in den USA als patriotische Pflicht, ein Regierungsamt zu übernehmen. Zumal, wenn der Präsident es einem anträgt. Der Bitte, dem Land zu dienen, entzieht man sich nicht. "Frag nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst" - dieser alte Satz von John F. Kennedy gilt nach wie vor.

Doch seit Donald Trump Präsident ist, ist das anders. Trump schert sich nicht um das Land oder um die Institutionen, auf denen Amerikas Demokratie ruht. Er hat ein Staatsverständnis wie ein Duodezfürst: Wer im Hofstaat des Donald Trump dient, dient nicht dem Land oder irgendeiner vergilbten Verfassung, sondern ihm, der Person. Deswegen kam Trump auf die bizarre Idee, von seinem FBI-Direktor James Comey einen persönlichen Treueschwur zu verlangen. Als dieser sich weigerte und weiter gegen Trump-Vertraute ermittelte, feuerte der Präsident ihn.

Jetzt sucht Trump einen Nachfolger. Und irgendjemanden wird er schon finden. Aber das Amt ist durch Comeys Rauswurf schwer beschädigt. Der neue Direktor wird erst einmal beweisen müssen, dass er unabhängig ist, ein Staatsdiener im Wortsinn - loyal den Gesetzen gegenüber, nicht dem Präsidenten. Trump hat Kennedys Diktum auf den Kopf gestellt. Heute lautet die Frage: Tut man etwas für das Land, wenn man Trump dient? Oder hält man sich, zum Wohle des Landes, von dessen toxischer Regierung lieber fern?

© SZ vom 15.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: