Im strömenden Regen haben wütende Demonstranten in der Nacht zum Sonntag versucht, die Bahn daran zu hindern, Bäume in der Nähe des Hauptbahnhofs zu fällen. Die Polizei war mit mehreren Hundertschaften angerückt. Doch der Dauerregen zermürbte die meisten S-21-Gegner schließlich offenbar: Weitgehend freiwillig gaben sie ihren Widerstand auf.
Kurz nach Mitternacht begannen Arbeiter damit, die ersten Bäume zu fällen. Bis etwa 5.45 Uhr habe die zuständige Firma gut 30 Bäume gehäckselt, sagte ein Polizeisprecher am Morgen. Danach seien Arbeiter und Polizei wieder abgerückt.
Der Platz wird nach Angaben der Bahn gebraucht, um eine Baustelle für den neuen Fildertunnel einzurichten, der den geplanten Stuttgarter Tiefbahnhof mit dem Flughafen verbinden soll. Die Bäume im Mittleren Schlossgarten waren von den Fällarbeiten nicht betroffen.
Anzeigen gegen 28 Menschen
Die Aktion am Wagenburgtunnel kam unerwartet: Die Stuttgart-21-Gegner trommelten über Twitter und Facebook ihre Leute zusammen, die Polizei rückte am Samstagabend mit einem Großaufgebot an. Einige gelangten hinter die Absperrung der Polizei. Viele Demonstranten verließen das Gelände aber angesichts des Regens und niedriger Temperaturen freiwillig.
Zwei Projektgegner besetzten nach Polizeiangaben Baumfällmaschinen. Einer kletterte von sich aus herunter, den anderen mussten Spezialkräfte der Polizei von einer fahrbaren Baumschere holen. Die beiden wurden vorläufig festgenommen. Insgesamt werde gegen 28 Menschen Anzeige erstattet, so der Sprecher.
Matthias von Herrmann, Sprecher der Parkschützer, warf der Bahn vor, sie wolle erneut Fakten schaffen. "Es ist ein Armutszeugnis, dass unsere Regierung sich das bieten lässt und obendrein Polizei in den Einsatz schickt, obwohl die Sachlage weder rechtlich noch technisch noch finanziell geklärt ist", sagte er. Die Bahn wies das zurück. Projektsprecher Wolfgang Dietrich betonte, es seien alle Bedingungen der Behörden erfüllt. Nach der Volksabstimmung habe die Bahn die Pflicht, weiterzubauen. Das Projekt sei ohnehin schon um ein Jahr verzögert. "Man muss Gas geben und Maßnahmen abarbeiten, die möglich sind", betonte er.
Bereits am Samstagnachmittag hatten etwa 1200 Menschen in der Stuttgarter Innenstadt gegen das Milliardenprojekt und vor allem gegen den bevorstehenden Abriss des Bahnhofssüdflügels demonstriert.