Auf die Initiative des in Berlin wohnenden russischen Soziologen und Publizisten Igor Eidman will sich eine Gruppe in Deutschland lebender Russen gegen Vereinnahmungsversuche durch den Kreml wehren. Dafür soll in den kommenden Wochen ein Forum russischsprachiger Europäer in Deutschland entstehen. In der Erklärung des Organisationskomitees heißt es: "Wir, russischsprachige Bürger in Deutschland, sind empört darüber, dass Vertreter der Putinschen Machtstrukturen versuchen, in unserem Namen zu sprechen." Der Kreml stütze sich auf ein verzweigtes manipulatives Netz, im Vorfeld der Bundestagswahl habe sich die Agitationsarbeit dieser Organisationen deutlich intensiviert. Die Auflagen ihrer Propagandamaterialien seien stark gestiegen, es würden von ihnen mit organisierte "russische Kongresse" in Magdeburg und Bad Homburg veranstaltet. "Manche deutsche Medien neigen leider dazu, ein Gleichheitszeichen zwischen russischsprachigen Bürgern in Deutschland und Putins Sympathisanten zu setzen", heißt es in dem Manifest. "Wir erklären entschieden unseren Widerspruch gegen die Politik der russischen Machthaber, die einen Informationskrieg auf den Territorien der demokratischen Länder führen. Wir protestieren gegen Putins Diktatur, die die Institution der freien Wahlen abgeschafft hat und demokratische Aktivisten in Russland verfolgt."
Die Erklärung haben laut Igor Eidman bereits mehr als hundert Menschen unterzeichnet, darunter der Schriftsteller Wladimir Kaminer, der Komponist Vladimir Genin, der Geiger Mikhail Nodelman, der Journalist Juri Wechsler (Radio Free Europe). Ziel sei es, eine Art Think Tank mit eigenem Informationsportal zu gründen. Eidman ist ein Cousin des 2015 ermordeten Kreml-Kritikers Boris Nemzow.