Tagebau:Bangen um die Baumallee

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Aktivisten versuchen erneut, den Konzern RWE an der Erweiterung des Braunkohlegebiets Garzweiler zu hindern. Die Polizei löst die Versammlung auf.

Mit starkem Aufgebot hat die Polizei am Dienstag eine weitere Protestaktion des Bündnisses "Alle Dörfer bleiben" am Braunkohletagebau Garzweiler II begleitet. Zu Ausschreitungen sei es nicht gekommen, sagte eine Sprecherin der Polizei Aachen. Allerdings habe der Energiekonzern RWE wegen der Versammlung auf seinem Betriebsgelände Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs gestellt. Nach Angaben der Polizei und der Initiative besetzte ein Aktivist auf dem Gelände in der Nähe von Lützerath seit den frühen Morgenstunden einen Baum, um eine Rodung zu verhindern. Insgesamt hätten 24 Aktivisten an der Protestaktion teilgenommen, die aber schon am Vormittag aufgelöst worden sei, berichtete die Polizei. Der Aktivist auf dem Baum sei ohne Gegenwehr von einem Bergungsteam zu Boden gebracht worden.

Die Aktivisten wollten Widerstand dagegen leisten, dass RWE mit Baumfällungen bei den vom Abriss bedrohten Dörfern Keyenberg und Lützerath beginnt. Die Rodungsarbeiten beträfen die Trasse einer bereits zurückgebauten Werksstraße auf RWE-Betriebsgelände, sagte ein RWE-Power-Sprecher. Die Arbeiten seien mit der Genehmigungsbehörde abgestimmt und vom Hauptbetriebsplan des Tagebaus abgedeckt. Die ehemalige Straßentrasse liege dort schon weniger als 100 Meter von der Abbaukante entfernt.

"RWE nutzt den Lockdown schamlos aus, um ohne Aufsehen Bäume fällen zu können", kritisierte dagegen eine Sprecherin des Bündnisses. Die Aktivisten hätten sich geweigert, ihre Personalien anzugeben, sechs von ihnen hätten sich zudem die Fingerkuppen verklebt, um das Abnehmen von Fingerabdrücken zu verhindern. In den vergangenen Monaten hatten Anwohner und Klimaschützer bereits wiederholt gegen den Abriss der ehemaligen Landstraße L 277 zwischen Keyenberg und Lützerath protestiert. "Für die von Zwangsumsiedlung bedrohten Menschen bildet diese Baumallee eine wichtige Sichtschutzlinie zwischen dem Tagebau und ihren Dörfern", bekräftigte die Initiative.

Trotz des beschlossenen Kohleausstiegs sollen noch fünf Dörfer im rheinischen Revier dem Braunkohletagebau weichen. Dagegen wehren sich Anwohner, Umweltverbände und die Grünen. Laut Leitenscheidungsentwurf der Landesregierung soll die Umsiedlung "sozialverträglich fortgesetzt und bis 2028 abgeschlossen werden". Der Landtag muss über die Leitentscheidung noch abstimmen.

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