Tag der Arbeit:Gewerkschaften blasen zum Angriff

Gegen "gierige Eliten" und für gerechte Löhne, gegen das Kaputtsparen in der Krise und für eine Reichensteuer haben sich die Gewerkschaften am Tag der Arbeit stark gemacht. In der Nacht zum 1. Mai war es indes weitgehend ruhig geblieben - die befürchteten Krawalle in Berlin und Hamburg blieben aus.

in Bildern.

1 / 15
(Foto: dpa)

Die Themen soziale Sicherheit und gerechte Löhne standen im Mittelpunkt der traditionellen Mai-Kundgebungen der Gewerkschaften. Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie verschärft IG-Metall-Chef Berthold Huber die Gangart seiner Organisation: "Wir werden keine substanzlosen Verhandlungen mehr führen", sagte er in Hamburg. Von Mittwoch an werde die Warnstreikwelle rollen.

2 / 15
(Foto: dpa)

Vor mehreren Tausend Menschen auf dem Fischmarkt machte der Gewerkschaftschef deutlich, dass die IG Metall keinen Scheinfrieden schließen werde. "Es gibt kein Ergebnis, ohne dass in allen drei Forderungen tragfähige Lösungen erzielt werden." Die IG Metall fordert für die rund 3,6 Millionen Beschäftigten der Branche 6,5 Prozent mehr Geld für zwölf Monate sowie mehr Mitbestimmung bei Leiharbeit und die unbefristete Übernahme von Lehrlingen.

3 / 15
(Foto: dpa)

Die Arbeitgeber haben bislang drei Prozent mehr Geld auf 14 Monate angeboten, die übrigen Forderungen aber abgelehnt. Nach den bisher ergebnislosen Verhandlungen rief die IG Metall nach Ablauf der Friedenspflicht zu Warnstreiks auf, die in der zweiten Wochenhälfte ihren Höhepunkt erreichen sollen. "Wir werden uns nichts abkaufen lassen", bekräftigte Huber vor den Demonstranten. Wenn es bis Pfingsten keine Lösung im Tarifkonflikt gebe, werde es zu Urabstimmung und Streiks kommen.

4 / 15
(Foto: dpa)

DGB-Chef Michael Sommer ist bei der zentralen Kundgebung zum Tag der Arbeit in Stuttgart scharf ins Gericht gegangen mit dem Umgang der Schuldenkrise in Europa. Der Politik warf der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) vor, Banken und Spekulanten nicht Einhalt zu gebieten. Statt Europa kaputt zu sparen, seien Konjunkturprogramme zur Ankurbelung der Wirtschaft notwendig, sagte Sommer. Für Deutschland bekräftigte der DGB-Chef die Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn. "8,50 Euro die Stunde - das ist Beton", sagte Sommer. "Darunter geht gar nichts."

5 / 15
(Foto: dapd)

Der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Ulrich Thöne, hat am Tag der Arbeit eine Anhebung des Spitzensteuersatzes für Reiche gefordert. Er sagte einer Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes, die Wohlhabenden in Deutschland müssten stärker besteuert werden, auch um eine Qualitätsoffensive im Bildungswesen zu finanzieren. Zudem sprach sich Thöne für eine Wiedereinführung der Vermögenssteuer aus.

6 / 15
(Foto: dpa)

Die 1. Mai -Demonstrationszüge des DGB stehen bundesweit unter dem Motto "Gute Arbeit für Europa - Gerechte Löhne und soziale Sicherheit". Zu den Kundgebungen der Gewerkschaften zum Tag der Arbeit sind nach DGB-Angaben bundesweit 419.000 Menschen auf die Straße gegangen. Im vergangenen Jahr waren 423.000 Menschen dem Aufruf der Gewerkschaften zum 1. Mai gefolgt.

7 / 15
(Foto: dpa)

Verdi-Chef Frank Bsirske hat die Regierungen von Deutschland und Frankreich wegen ihres Umgangs mit der Schuldenkrise in Europa kritisiert. "Die herrschende Politik von "Merkozy" führt in eine europäische Wettbewerbsunion der niedrigsten Löhne, der niedrigsten Unternehmenssteuern und sozialen Standards", sagte der Vorsitzende der Dienstleistungswerkschaft bei einer Kundgebung zum 1. Mai in Saarbrücken. Bsirske rief die Bundestagsparteien dazu auf, dem Fiskalpakt in der vorliegenden Form nicht zuzustimmen. Der Pakt, der den europäischen Ländern eine strenge Haushaltsdisziplin auferlegt, müsse neu verhandelt werden, forderte der Verdi-Vorsitzende. "Eine Überdosis Sparen macht alles nur noch schlimmer."

8 / 15
(Foto: dpa)

In mehreren deutschen Städten haben am Dienstag Tausende Menschen gegen Aufzüge der rechtsextremen NPD demonstriert. Dabei blieb es zunächst weitgehend friedlich. In Neumünster in Schleswig-Holstein nahm die Polizei rund 100 Teilnehmer eines Neonazi-Aufmarsches in Gewahrsam, als die Rechtsextremisten versuchten, über eine nicht angemeldete Route zu ihrem Kundgebungsort zu gelangen. Dabei entrollten sie Transparente, ein Verstoß gegen die behördlichen Auflagen. Die Polizei lösten den Marsch daraufhin auf und verlangte von den Teilnehmern, zum Bahnhof zurückzukehren. Als diese darauf bestanden, noch eine Kundgebung abzuhalten, nahmen die Beamten sie in Gewahrsam, um die Personalien festzustellen.

9 / 15
(Foto: dpa)

Unter den Rechtsextremisten war auch der NPD-Fraktionsvorsitzende von Mecklenburg-Vorpommern, Udo Pastörs. Im Stadtgebiet demonstrierten rund 2000 Menschen gegen die NPD. Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Vereine und Verbände hatten zu Protesten aufgerufen.

10 / 15
(Foto: dpa)

Kaum Ausschreitungen, keine Krawalle: Die Walpurgisnacht ist in Berlin und Hamburg weitgehend friedlich verlaufen. Die Polizei berichtete weder von Kämpfen zwischen Demonstranten und Beamten noch von größeren Sachbeschädigungen. Die spektakulärsten Bilder lieferten Protestierende, die auf einem Hausdach im Berliner Wedding bengalische Feuer zündeten.

11 / 15
(Foto: dpa)

Die Demonstranten machten vor allem ihrem Unmut über die Wohnungspolitik in der Hauptstadt und den steigenden Mieten Luft. Die große Herausforderung allerdings steht der Berliner Polizei noch bevor: Zur "Revolutionären 1. Mai-Demo" am Abend werden bis zu 15.000 Teilnehmer erwartet, die Demonstranten wollen erstmals aus Kreuzberg heraus bis ins Regierungsviertel ziehen. Dabei passiert der Demonstrationszug auch mehrere Bundesministerien. Die Polizei geht grundsätzlich von einem friedlichen Verlauf aus. In den Vorjahren war vor allem in Kreuzberg am Abend des 1. Mai immer wieder Gewalt aufgeflammt.

12 / 15
(Foto: dpa)

Krawalle zum 1. Mai gehören in Berlin zur leidigen Tradition. Die Serie von Ausschreitungen begann am 1. Mai 1987. In Kreuzberg lieferten sich damals 900 Menschen zwölf Stunden lang Straßenschlachten mit den Beamten. Selbst "normale Bürger" beteiligten sich. Die Polizei war auf das Ausmaß der Ausschreitungen, bei denen auch ein Supermarkt in Flammen aufging, vollkommen unvorbereitet. Mit neuen Konzepten gelang es Beamten und Bürgerinitiativen in den vergangenen Jahren, die Gewalt einzudämmen. So hielten sich die Beamten auf den Straßen zurück, solange es friedlich blieb - gegen Störer gingen sie aber gezielt vor. Schon vor dem 1. Mai waren und sind Anti-Konfliktteams der Polizei unterwegs. (Im Bild unterhält sich Berlins Innensenator Frank Henkel (l, CDU) im Mauerpark mit dem Direktor beim Polizeipräsidenten, Klaus Keese.)

13 / 15
(Foto: dpa)

Auch im Hamburger Schanzenviertel blieb in der Walpurgisnacht alles weitgehend ruhig. Nach den schweren Krawallen in den vergangenen Jahren hoffen die Sciherheitsbehörden auf einen relativ ruhigen 1. Mai. Anders als im Vorjahr richtete die Polizei kein Gefahrengebiet rund um das Schanzenviertel ein. In einem solchen Gebiet könnten Beamte ohne konkreten Verdacht Menschen in Gewahrsam nehmen und Platzverweise erteilen.

14 / 15
(Foto: dpa)

Deutlich wilder ging es im Harz zu: Der Hexentanzplatz war in der Nacht erneut die Hochburg der Walpurgisfeiern. Mehr als 13.000 Besucher kamen zu Deutschlands größter Walpurgisfeier in Thale. Doch nicht nur dort wurde gefeiert: Bad Grund verwandelte sich in einen "Hexenkessel" und präsentierte seinen Gästen ein schauriges Theaterstück vor der Naturkulisse des Hübichensteins. Sankt Andreasberg lud zu einem bunten Walpurgistreiben in den Kurpark und in Stolberg wurde am größten eisernen Doppelkreuz der Welt gefeiert. Etwa 1500 Besucher feierten auf dem Schloss Wernigerode. Goethe hat den literarischen Grundstein für die wilden Feste gelegt, als er nach einer Brockenbesteigung 1777 im Faust das teuflische Treiben festhielt. Nach altem Volksglauben treffen sich in der Nacht zum 1. Mai Hexen auf dem 1141 Meter hohen Brocken - auch Blocksberg genannt - um mit dem Teufel zu tanzen und zu feiern. Außerdem wird mit viel Geschrei der Winter ausgetrieben und der Frühling begrüßt.

15 / 15
(Foto: dpa)

Die Walpurgisnacht ist eigentlich ein alter heidnischer Brauch: Traditionell soll der Gang zwischen zwei Walpurgis-Feuern reinigen und Krankheiten fernhalten. Benannt ist die Walpurgisnacht nach der an einem 1. Mai heiliggesprochenen Heidenheimer Äbtissin Walburga (um 710-779), der Schutzpatronin gegen Pest, Tollwut und böse Geister.

© dpa/wolf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: