Südkorea:Staatsanwalt fordert lange Haft

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Südkoreas Ex-Präsidentin Park soll nach dem Willen der Staatsanwaltschaft lange Zeit hinter Gitter.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Dreißig Jahre Gefängnis hat die Staatsanwaltschaft im Korruptionsprozess für die geschasste südkoreanische Präsidentin Park Geun-hye am Dienstag gefordert, dazu eine Bußgeld in Höhe von 118,5 Milliarden Won, umgerechnet etwa 89 Millionen Euro. Die 66-Jährige wird beschuldigt, "in Konspiration mit ihrer Vertrauten Choi Soon-sil" koreanischen Großunternehmen, unter ihnen Samsung, Lotte und SK, 77,4 Milliarden Won abgepresst zu haben, 58 Millionen Euro. Für das Geld, das Choi als angebliche Sporthilfebeiträge einsteckte, soll Park den Konzernen zu Geschäftsvorteilen verholfen haben. Zu den weiteren 17 Anklagepunkten gehören Bestechung, Machtmissbrauch und Verrat von Staatsgeheimnissen. Die Staatsanwaltschaft warf Park vor, sie habe die präsidiale Autorität "privatisiert" und Südkorea in eine "nationale Krise gestoßen". Das Urteil wird Ende März erwartet.

Die in Ungnande gefallene Politikerin beteuert bis heute ihre Unschuld

Choi wurde in erster Instanz bereits zu zwanzig Jahren Haft verurteilt, Samsung-Vizechef Lee Jae-yong zu fünf Jahren. Im Berufungsverfahren reduzierte das Obergericht Lees Strafe allerdings auf zweieinhalb Jahre. Die Staatsanwaltschaft, die zwölf Jahre gefordert hatte, aber auch Lees Verteidiger ziehen den Fall ans höchste Gericht weiter. Shin Dong-bin, der Präsident der Lotte-Gruppe, der Choi fünf Millionen Euro zuschob, wofür ihm Park Duty-Free-Lizenzen verschafft haben soll, erhielt 30 Monate.

Park beteuert bis heute ihre Unschuld. Dazu sagte der Ankläger in seinem Plädoyer, die Ex-Präsidentin habe ihren Prozess nie ernst genommen. Seit Oktober weigert sie sich, an den Verhandlungen teilzunehmen. Indem sie behaupte, das Verfahren sei ein politischer Rachefeldzug, so die Anklage weiter, täusche sie das Publikum.

Südkoreas Konservative, die Park nach ihrer Absetzung aus der Partei warfen und sich umbenannten, um sich von ihr zu distanzieren, setzen sich nun wieder ein für ihre "Prinzessin", wie sie die Ex-Präsidentin einst nannten. Das von der Anklage geforderte Strafmaß sei "grausamer als die Todesstrafe", sagte ihr Sprecher. Als ob es keine Trennung zwischen Justiz und Exekutive gäbe, rügte die Partei, die um ihre politische Relevanz kämpft, dreißig Jahre seien eine Strafe "nach dem Geschmack der gegenwärtigen Regierung" von Präsident Moon Jae-in.

© SZ vom 28.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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