Südkorea:Macht und Geld

Die Wahlen in Südkorea sollen einen Neubeginn markieren.

Von Christoph Neidhart

Südkoreas Demokratie hat in den letzten drei Jahrzehnten viele Reifeprüfungen absolvieren müssen. Die erste kam 1987, als Studenten die Militärdiktatur niederrangen. 2005 setzte Seoul ohne Druck von außen eine Wahrheits- und Versöhnungskommission ein, die die Verbrechen koreanischer Regierungen am eigenen Volk aufklärte. Zuletzt hat Südkorea verfassungskonform sein Staatsoberhaupt des Amtes enthoben.

Die Präsidentschaftswahlen am Dienstag sollen das Ende einer Epoche besiegeln, für welche die abgesetzte Präsidentin Park Geun-hye geradezu symbolisch stand: als Tochter des Begründers der Militärdiktatur. Südkorea will einen Neuanfang mit mehr Demokratie. Der nächste Präsident soll die Macht kappen, die die Familienkonzerne über das Land haben, und vor allem über seine Politiker. Dafür sind Millionen Menschen auf die Straße gegangen. Die sanfte Revolution, die sie forderten, soll die Post-Diktatur beenden, zu der das innige Kungeln von Macht und Geld gehörte.

Vom Liberalen Moon Jae-in, der die Umfragen anführt, ist dieser Schnitt kaum zu erwarten. Seine Partei hat bisher auch von "Samsung-Stipendien" profitiert. Dennoch ist der jetzige Prozess von Parks Absetzung bis zu den Neuwahlen eine nächste Reifeprüfung. Südkorea besteht auch diese - zwar nicht mit Bravour, aber immerhin. Von wie vielen andern jungen Demokratien kann man das sagen?

© SZ vom 08.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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