Studium:Grober Strickfehler

Zu viele Schüler wollen ein Abitur, zu viele Abiturienten ein Studium.

Von Susanne Klein

Das Vertrackte an der Bildung: Zieht man an einem Faden, ribbelt sich gleich der ganze Pullover auf. Sie ist ein derart komplexes System, dass der Politik bei jedem Verbesserungsversuch todsicher auch eine Reihe Missgriffe passieren. Strickfehler sozusagen.

Einer dieser Fehler tritt jetzt bei Bachelor-Studenten an Fachhochschulen zutage. Drei von zehn brechen ihr Studium ab, mehr denn je, zeigt eine Studie. Die meisten sind vom Leistungsanspruch überfordert. Dabei sollen gerade Fachhochschulen für die da sein, die nicht im Elfenbeinturm der Verkopften, sondern in der Praxis reüssieren: Als dringend gebrauchte Ingenieure und Informatiker etwa.

Die Öffnung der Hochschulen war politisch gewollt. Also erlangt man heute auch leichter eine Hochschulreife - ist aber schlechter aufs Studium vorbereitet. So gehen immer mehr Schulabsolventen, die besser in einer Berufsausbildung aufgehoben wären, studieren - und scheitern. Sie sind die Fallengelassenen des fehlerhaften Systems.

Die Korrekturen drängen: Andere Abschlüsse als das Abitur müssen wieder attraktiv werden, wie auch die berufliche Bildung. Damit sich Nichtstudieren lohnt. Und Abiturienten müssen besser auf die Universität vorbereitet werden, in der Schule und in Kursen für Studienanfänger. Wenn dann auch die Fachhochschulen besser finanziert werden, greifen die Maschen des Systems wieder ineinander.

© SZ vom 02.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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