Streit zwischen Moskau und London:Russland weist britische Diplomaten aus

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Russland hat am Donnerstag die Zusammenarbeit mit Großbritannien im Anti-Terror-Kampf aufgekündigt und damit den Streit mit Großbritannien drastisch verschärft. Zugleich kündigte Moskau an, vier britische Diplomaten auszuweisen; diese müssten das Land binnen zehn Tagen verlassen.

Frank Nienhuysen

Russland hat am Donnerstag die Zusammenarbeit mit Großbritannien im Anti-Terror-Kampf aufgekündigt und damit den Streit mit Großbritannien verschärft. Zugleich kündigte Moskau an, vier britische Diplomaten auszuweisen; diese müssten das Land binnen zehn Tagen verlassen.

Die Briten wollen ihn, doch die Russen liefern ihn nicht aus: Geschäftsmann Andrej Lugowoi. (Foto: Foto: dpa)

Ein Sprecher des russischen Außenministeriums teilte mit, zudem würden britischen Staatsbeamten vorerst keine Einreisevisa mehr ausgestellt. Russland reagierte damit auf die Ankündigung Großbritanniens vom Montag, seinerseits vier russische Diplomaten auszuweisen.

Präsident Wladimir Putin sieht die diplomatische Krise mit Großbritannien als vorübergehend an. "Meiner Ansicht nach werden sich die Beziehungen zwischen Russland und Großbritannien normal entwickeln, weil beide Länder daran interessiert sind", sagte Putin am Donnerstag.

"Ich glaube, wir werde diese Mini-Krise überwinden." Die russische Antwort sei "zielgerichtet, ausgewogen und so gering wie möglich" ausgefallen, sagte der Sprecher des russischen Außenministeriums, Michail Kamynin. Touristen und Geschäftsleute seien von den Beschränkungen nicht betroffen, sagte er.

Hintergrund der Eskalation ist der Streit im Mordfall Alexander Litwinenko, der im November in London an einer Vergiftung durch Polonium-210 gestorben ist. Die britische Regierung verlangt von Russland, den Hauptverdächtigen Andrej Lugowoj auszuliefern, sodass er in Großbritannien vor Gericht gestellt werden kann.

"Völlig unberechtigt"

Russland lehnt dies jedoch ab und beruft sich auf die eigene Verfassung, nach der kein russischer Staatsbürger an ein anderes Land ausgeliefert werden dürfe. Am Montag kündigte die britische Regierung deshalb an, vier russische Diplomaten auszuweisen.

Der britische Außenminister David Miliband zeigte sich am Donnerstag enttäuscht über die Ausweisung der britischen Diplomaten. "Dies ist völlig unberechtigt", sagte Miliband. Die Europäische Union schloss sich der Haltung Londons an. Die portugiesische EU-Ratspräsidentschaft erklärte, es sei enttäuschend, dass die russischen Behörden nicht konstruktiv mit ihren britischen Kollegen kooperierten.

Auch die US-Regierung stellte sich auf die Seite der Briten. Außenministerin Condoleezza Rice forderte Moskau auf, Lugowoj an Großbritannien auszuliefern. Russland selber hat gegen Lugowoj Ermittlungen eingeleitet, doch Beobachter bezweifeln, dass er tatsächlich vor ein russisches Gericht gestellt wird. Die Spannungen zwischen beiden Staaten bestehen seit langem.

Die Regierung in Moskau ist insbesondere darüber verärgert, dass Großbritannien dem russischen Geschäftsmann Boris Beresowskij und dem Tschetschenen-Führer Achmed Sakajew Asyl gewährt hat. Russland will Beresowskij, einen der einflussreichsten Männer im Russland der neunziger Jahre, vor Gericht stellen.

Sakajew wird von Moskau als tschetschenischer Terrorist bezeichnet. Seit Jahren lehnt London die von Russland geforderte Auslieferung der beiden ab. Erst am Mittwoch hatte Beresowskij erklärt, dass der russische Geheimdienst ihn ermorden lassen wollte und er Großbritannien deshalb zeitweise verlassen musste. --------------------------------------

© SZ vom 20.07.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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