Streit um Inselgruppe:China droht Japan mit Sanktionen

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Der Konflikt um eine Inselgruppe bringt japanische Unternehmen in China weiter in Bedrängnis. Peking verspricht den Unternehmen zwar Schutz - verschärft aber den Druck auf die Regierung in Tokio. Sanktionen seien für Japan "katastrophaler". Japans Ministerpräsident Noda bittet China um Zurückhaltung.

Im Streit um eine unbewohnte Inselgruppe im Ostchinesischen Meer scheint China auch einen Handelskrieg mit Japan in Betracht zu ziehen. In der Volkszeitung, dem offiziellen Organ der Kommunistischen Partei, drohte Peking seinem wichtigen Handelspartner mit Sanktionen, falls Tokio nicht einlenke.

Wichtige Bereiche wie Produktion, Finanzen, Exporte nach China, Importe "strategisch wichtiger Materialen" oder japanische Unternehmen in China könnten Zielscheibe der Strafmaßnahmen werden, warnte das Blatt. Ein Handelskrieg werde beide Länder treffen, aber China sei willens und in der Lage, die Konsequenzen zu tragen, die für Japan "katastrophaler" wären, hieß es.

Das Blatt verwies darauf, dass China der größte japanische Handelspartner sei und in den Krisen 2008 und 2011 stark von der wachsenden Kooperation profitiert habe. "Würde Japan lieber noch einmal zehn Jahre verlieren - oder wäre es sogar bereit, um 20 Jahre zurückzufallen?", fragte der Kommentator.

Japan hat China zu Zurückhaltung aufgefordert. "Wir müssen besonnen umgehen, um negative Auswirkungen insgesamt zu vermeiden", sagte der japanische Ministerpräsident Yoshihiko Noda nach Angaben der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo in einer Aufzeichnung des Senders NHK.

Die Spannungen um die - chinesisch Diaoyu und japanisch Senkaku genannten - Inseln bringen japanische Unternehmen in China bereits jetzt in Schwierigkeiten. Der Elektronikhersteller Canon schickte die Arbeiter in drei seiner Werke in Zhuhai, Zhongshan und Suzhou zunächst für zwei Tage heim, während Panasonic zwei Fabriken in Qingdao und Zhuhai schloss, wie Staatsmedien und Mitarbeiter berichteten.

"Einige Arbeiter haben gestreikt, vor allem wegen der Diaoyu-Inseln", sagte eine Angestellte der Nachrichtenagentur dpa über den Unmut in der Belegschaft. "Wie sie wissen, sind wir alle sehr verärgert darüber." Auch der Autokonzern Honda schloss seine fünf Werke in China für zwei Tage.

"Gewalt kann nicht toleriert werden"

Am Wochenende war es in China bei den größten antijapanischen Protesten seit Jahren zu Ausschreitungen gekommen. Elf Randalierer wurden festgenommen. Die Behörden riefen am Montag zu Gewaltlosigkeit auf. Die Polizei mahnte zur Zurückhaltung. Die Demonstranten sollten sich "vernünftig" verhalten und ihren Patriotismus auf friedliche Weise zeigen, hieß es in Appellen in mehreren Städten. Angriffe auf Japaner oder japanisches Eigentum müssten vermieden werden. Grundsätzlich sollen Demonstrationen aber weiter zugelassen werden. Bei den Ausschreitungen waren in Dutzenden Städten japanische Geschäfte geplündert, Schaufenster eingeschlagen und Autos demoliert worden.

Neue Zwischenfälle werden mit einer Flotte Hunderter chinesischer Fischerboote befürchtet, die zum Beginn der neuen Fangsaison in das umstrittene Seegebiet um die Inselgruppe aufgebrochen sind. Chinas Küstenwache will die Fischer beschützen, während auch japanische Schiffe an den Fanggründen patrouillieren.

In dem Seegebiet gibt es nicht nur reiche Fischbestände, sondern auch große Rohstoffvorkommen. Der alte Territorialstreit war neu aufgeflammt, weil Japans Regierung drei der Inseln von einer Familie gekauft und verstaatlicht hatte. Die Regierung in Tokio wollte verhindern, dass sie von japanischen Nationalisten oder Ausländern erworben werden. Doch löste der Kauf in China heftige Empörung aus.

© Süddeutsche.de/dpa/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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