Der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdogan hat seinen für Samstag geplanten Besuch in Deutschland und die Teilnahme an der Verleihung des Steiger Awards in Bochum abgesagt. Wie der Veranstalter der Preisverleihung auf seiner Internetseite mitteilte, wurde die Absage mit dem Absturz eines türkischen Militärhubschraubers in Afghanistan begründet. Auf die Veranstaltung in Bochum werde sich die Absage nicht auswirken, sagte Veranstalter Sascha Hellen. "Wir haben noch zehn weitere Preisträger", sagte der Event-Manager.
Erdogan sollte am Samstagabend mit dem Steiger Award 2012 ausgezeichnet werden. Der Preis sollte ihm "für 50 Jahre deutsch-türkische Freundschaft stellvertretend für das türkische Volk" übergeben werden, wie die Veranstalter mitteilten.
Mit dem aus einer Privatinitiative entstandenen Preis sollen laut den Initiatoren Persönlichkeiten gewürdigt werden, "die sich durch Geradlinigkeit, Offenheit, Menschlichkeit und Toleranz auszeichnen". Die geplante Auszeichnung Erdogans war heftig kritisiert worden.
CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt sagte, einen Toleranz-Preis ausgerechnet an Erdogan zu vergeben, sei eine bizarre und geschmacklose Fehlleistung. In der Türkei herrsche Unterdrückung von religiösen und ethnischen Minderheiten, mangelnde Pressefreiheit und fehlende Gleichberechtigung von Frauen.
Demonstrationen finden trotzdem statt
Gegen die Preisverleihung wollen - trotz Erdogans Absage - nach Polizeiangaben ab Samstagmittag mehrere tausend Menschen in der Bochumer Innenstadt protestieren. "Die Demonstrationen stehen noch so wie sie angemeldet worden sind", sagte ein Polizeisprecher. Demonstrationen wurden unter anderem von alevitischen, armenischen und kurdischen Organisationen angemeldet.
Beim dem Absturz des türkischen Nato-Hubschraubers wurden in Afghanistan zwölf Soldaten und zwei Zivilisten getötet. Der Helikopter war nach Polizeiangaben am Freitagvormittag aus noch ungeklärter Ursache in ein Haus nahe der Hauptstadt Kabul gestürzt und hatte Feuer gefangen. Bei dem Unglück kamen 14 Menschen ums Leben. Die Türkei ist mit 1850 Soldaten am internationalen Afghanistan-Einsatz beteiligt.