Spritbetrug:Autos, Dichtung und Wahrheit

Wollen die Käufer und der Staat betrogen werden? Man schaut den Lügen schon so lange zu.

Von Heribert Prantl

Autos sind betrügerische Maschinen. Sie sind es freilich nicht von sich aus, sie werden dazu gemacht. Die Macher heißen Autobauer. Diese Autobauer schreiben Prospekte, die der Dichtung, nicht der Wahrheit die Ehre geben. Soll man sie deswegen Dichter nennen? Oder sind andere Namen zutreffender?

Sparsam sind viele Autos nur auf dem Papier. Das ist bekannt; seit Jahren wird über die Tricksereien bei den Verbrauchsangaben berichtet. Passiert ist - nichts. Handelt es sich nur um kleine Tricksereien, sind das nicht handfeste Betrügereien? Die klassische Beschreibung des Betrugs - sie greift hier ziemlich perfekt: Täuschungshandlung, Irrtumserregung, Vermögensverfügung, Vermögensschaden, Bereicherungsabsicht! Gleichwohl gibt es bisher keine Prospekthaftung und keine strafrechtlichen Ermittlungen. Die Autobauer tun so, als seien Angaben zum Spritverbrauch unverbindliche Anpreisungen wie "Unbegrenztes Fahrvergnügen". Soeben wurde eine neue Studie veröffentlicht: Neue Autos schlucken vierzig Prozent Sprit mehr als behauptet.

Das ist, da muss man nicht herumtun, Betrug; Betrug am Kunden und am Fiskus, der die Kfz-Steuer an den CO₂-Ausstoß und damit an den Verbrauch gekoppelt hat. Nur eines könnte gegen Betrug sprechen: Wenn die Betrogenen einverstanden sind. Die Autoverkäufer und der Staat sehen schon so lange reaktionslos dabei zu, wie sie genasführt werden.

© SZ vom 18.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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