Sprachen:Hamburg olé

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Schüler in Hamburg lernen überdurchschnittlich oft Spanisch. Auf die Frage nach dem Warum liefert der Sprecher des Bildungssenators ein paar Antworten, die auf der Hand liegen - und eine, die überrascht.

Von Johann Osel

Der Sprecher des Hamburger Bildungssenators überlegt nur kurz: Klar, da sind die traditionell engen Beziehungen der Hansestadt zu Spanien und Südamerika, etwa im Handel. Und man mag gleich an all die Schiffe mit argentinischem Tee oder peruanischem Kaffee im Hafen denken. Auf die Frage, wieso die Schüler im Stadtstaat überdurchschnittlich oft Spanisch lernen, liefert die Behörde dann doch weitere Erklärungen. "Spanisch gilt als attraktive, populäre und leichter zu erlernende Sprache und wird als aufstrebende Weltsprache wahrgenommen", so der Sprecher von SPD-Senator Ties Rabe. Und vor allem: "Auf Wunsch der Eltern wurde in den letzten Jahren das Spanisch-Angebot an Hamburgs Schulen sukzessive ausgebaut." Die Folgen zeigen sich in einem neuen Datenreport zum Schulsystem, den das Statistische Bundesamt veröffentlicht hat.

Die Siegertreppe bei den Fremdsprachen - bundesweit im Schuljahr 2014/15 - sieht zwar aus wie immer: Englisch (gut 87 Prozent aller Schüler, das liegt auch an der Etablierung des Englischen schon in der Grundschule), dahinter folgen Französisch (18,4 Prozent) und Latein (8,2 Prozent). Spanisch pirscht sich jedoch langsam heran, fast fünf Prozent der Schüler lernen mittlerweile die Sprache. Binnen zehn Jahren hat sich der Anteil der Spanischlernenden mehr als verdoppelt. Eben in den Stadtstaaten floriert die Sprache geradezu, in Hamburg lernen sie 16 Prozent der Schüler, in Bremen sind es 13 Prozent, in Berlin immerhin noch sieben Prozent. Das ist jeweils Platz drei bei den Quoten, vor Latein. Mit Cicero und Ovid beschäftigen sich Schüler am häufigsten in Bayern, Lateiner-Quote im Freistaat: 11,4 Prozent. Nicht im Report aufgeführt sind die Sprachen hinter den großen Vier. Laut früheren Wiesbadener Statistiken folgen mit deutlichem Abstand Russisch, Italienisch, Altgriechisch, Türkisch und Chinesisch.

Trotz Veränderungen verbucht keine der Sprachen Verluste bei der Quote; das liegt daran, dass immer mehr Schüler aufs Gymnasium gehen und so mehrere Sprachen lernen. Hamburg führt übrigens auch hier, 55 Prozent der Viertklässler wechseln auf die höchste Schulart. Zu vermuten - wenngleich nicht statistisch belegbar - ist, dass eine neue Klientel an Gymnasien, die nicht dem klassischen Bildungsbürgertum entstammt, mit Latein eher fremdelt.

© SZ vom 05.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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