Sportpolitik:DOSB-Chef fürchtet Stimmungswandel: «Ein klares Ja»

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Köln (dpa) - Flüchtlinge in immer mehr Sporthallen, weniger Trainingszeiten, abgesagte Ligaspiele und Mitgliederrückgänge: Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) fürchtet, dass die Stimmung in den Vereinen allmählich kippt.

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Köln (dpa) - Flüchtlinge in immer mehr Sporthallen, weniger Trainingszeiten, abgesagte Ligaspiele und Mitgliederrückgänge: Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) fürchtet, dass die Stimmung in den Vereinen allmählich kippt.

„Alles andere als ein klares Ja wäre gelogen“, antwortete DOSB-Präsident Alfons Hörmann bei der 5. Sportkonferenz des Deutschlandfunks in Köln. Für ihn bestehe die Gefahr, dass die traditionelle Willkommenskultur des Sports und die Akzeptanz bei den Mitgliedern sowie den Ehrenamtlichen immer mehr schwindet: „Es kann eine Erosion nach sich ziehen, wenn wir keine neuen Wege gehen“, so Hörmann.

Auf dem bisherigen Weg zur Bewältigung des Flüchtlingsproblems sei der Sport von der Politik bisher wenig unterstützt worden. „Wenn man es zugespitzt formuliert, fühlen wir uns etwas alleingelassen“, kritisierte Hörmann. Dies fange bei der unzureichenden, oft kurzfristigen Information an, wann und wo Hallen für Flüchtlinge benötigt werden, und gehe bis zur finanziellen Förderung.

Rund ein Fünftel der 90 000 Vereine hätte in den vergangenen Monaten Integrationsmaßnahmen umgesetzt. Und da wäre es wünschenswert, dass die Politik dem Sport „weit mehr“ Unterstützung gewähren würde. Die nordrhein-westfälische Sportministerin Christina Kampmann berichtete darauf bezogen, dass man den Etat in NRW - das Bundesland hat bisher rund 200 000 Flüchtlinge aufgenommen - auf 250 000 Euro erhöht habe.

„Das ist etwa ein Euro pro Flüchtling“, meinte Hörmann spöttisch und betonte: „Wo bekommen wir die Integration besser, nachhaltiger, preisgünstiger hin wie über unsere Sportvereine?“ An anderer Stelle werde man das nicht so schaffen. „Sie werden es die nächsten Monate eindrucksvoll und auf negativste Art deutschlandweit erleben“, sagte er. „Das, was momentan an Voraussetzungen gegeben ist, reicht nicht, um die Aufgabe zu lösen.“

Gespräche mit der Politik und Ministern über die Lage gebe es fast „im Minutentakt“, so der DOSB-Chef. Bisher seien bundesweit etwa 1000 Hallen mit Flüchtlingen belegt. „Wir gehen davon aus, dass es bis Ende des Jahres etwa 1500 Hallen sein werden“, prognostizierte Hörmann.

In NRW würden derzeit rund 400 der 7000 Hallen als Notunterkünfte genutzt. Davon wären 1000 Vereine betroffen, 200 Ligaspiele hätten abgesagt werden müssen. Und: In einem Teil der Vereine seien in den vergangenen Monaten bis zu 30 Prozent der Mitglieder ausgetreten. „Das muss nachdenklich stimmen“, meinte Hörmann.

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