Sport kompakt:Maradona schmäht Fifa-Führung als "Dinosaurier"

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Die argentinische Fußball-Ikone Diego Maradona übt scharfe Kritik am Fußball-Weltverband und fordert die Ablösung von Fifa-Präsident Sepp Blatter. Außerdem: Testspiel zwischen Argentinien und Nigeria unter Manipulationsverdacht und Tim Wieses frühzeitige Abreise von der Nationalelf.

Kurzmeldungen.

Die argentinische Fußball-Legende Diego Maradona rechnet mit weiteren Skandalen beim Weltverband Fifa. Es werde immer wieder Affären um Korruption und Spielmanipulationen geben, solange die Fifa von "Dinosauriern" regiert werde, sagte der Argentinier in Dubai. Zudem kritisierte der 50-Jährige den im Amt bestätigten Fifa-Präsidenten Joseph Blatter. Der umstrittene Verbandschef habe "nie Fußball gespielt", meinte Maradona und forderte, ein früherer Fußballprofi müsse Blatters Amt übernehmen. Einen konkreten Namen nannte der Weltmeister von 1986 jedoch nicht. Maradona will in diesen Tagen sein neues Traineramt bei Al-Wasl in Dubai antreten.

Nationalelf: Einzelkritik
:Trauma-Besieger in der Wundertüte

Torhüter Manuel Neuer erinnert an einen dunkelgrünen Heuhüpfer, Arne Friedrich ist längst kein "TitArne" mehr und Mario Gomez spielt plötzlich ein bisschen wie Miroslav Klose. Die deutsche Nationalelf beim 2:1 gegen Österreich in der Einzelkritik.

Thomas Hummel, Wien

Die 1:4-Niederlage der argentinischen Nationalmannschaft in einem Testspiel gegen Nigeria ist ins Visier des Weltfußballverbandes FIFA geraten. Grund dafür sollen Auffälligkeiten auf dem Wettmarkt sein. "Wir haben ein aktives Interesse an dem Spiel und es ist Teil einer breiteren, andauernden FIFA-Untersuchung", teilte der Dachverband am Samstag mit. Die Partie hatte am vergangenen Mittwoch in Abuja stattgefunden. Der zweimalige Weltmeister Argentinien war gegen die Nigerianer ohne seine besten Spieler um Weltfußballer Lionel Messi angetreten und hatte das Match klar verloren. In dem Spiel gab der ehemalige Fifa-Schiedsrichter Ibrahim Chaibou (Niger) zwei Strafstöße, einen für Nigeria und einen für die Südamerikaner. Nachdem der Elfmeter in der eigentlich fünfminütigen Nachspielzeit verhängt worden war, endete die Partie letztlich erst nach 98 Minuten. Der Sprecher des Nigerianischen Verbandes, Ademola Olajire, sagte der Nachrichtenagentur AP, er habe keine Kenntnis von einer Ermittlung durch die Fifa.

Doppel-Weltmeisterin Britta Steffen muss auf ihr WM-Ticket noch warten. Bei den deutschen Schwimm-Meisterschaften in ihrer Heimatstadt Berlin verpasste die 27-Jährige am Samstag als Siegerin über 100 Meter Freistil in 54,14 Sekunden um 6/100 die WM-Norm. "Ich muss noch ein bisschen üben. Mir fehlt noch ein bisschen die Ruhe", sagte Steffen, den Tränen nahe. An diesem Sonntag hat sie über 50 Meter Brust eine weitere Chance zur Normerfüllung für die WM im Juli in Shanghai. Im vergangenen Jahr hatte sie wegen diverser Verletzungen und Krankheiten pausiert.

Einen Tag nach seinem Titel über 50 m Freistil hat Marco di Carli bei der Schwimm-DM in Berlin auch über die doppelte Distanz die nationale Konkurrenz beherrscht und in deutscher Rekordzeit das WM-Ticket gebucht. Der Frankfurter schlug in einem packenden Rennen in 48,24 Sekunden an und blieb damit 15 Hundertstelsekunden unter der alten Bestmarke von Doppel-Weltmeister Paul Biedermann. Der Titelverteidiger aus Halle/Saale wurde Zweiter und verfehlte in 48,66 Sekunden wie schon über 400 m Freistil erneut die WM-Norm. Bronze sicherte sich Kurzbahn-Europameister Markus Deibler (Hamburg/49,11).

Tim Wiese ist am Samstagmorgen aus dem Quartier der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Wien abgereist und nach Hause geflogen. Der 29 Jahre alte Torwart wird die Reise zum EM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan am Dienstag (19 Uhr) in Baku wegen eines Krankheitsfalls in der Familie nicht antreten, wie der Deutsche Fußball-Bund mitteilte. Somit umfasst das DFB-Aufgebot für das letzte Länderspiel der Saison nur noch 16 Feldspieler und zwei Torhüter.

Mehr als 200 Hooligans sind vor dem EM-Qualifikationsspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Österreich nach Ausschreitungen mit der Polizei vorübergehend festgenommen worden. Ein Polizist wurde bei dem Einsatz leicht verletzt. Die Hooligans wurden wegen Landfriedensbruch und Widerstands gegen die Staatsgewalt angezeigt. Hunderte Polizisten griffen ein, als die Randalierer Krawalle anzettelten und Feuerwerkskörper abbrannten. Die Beamten riegelten ganze Straßenzüge ab. Hunderte deutsche Hooligans hatten sich schon Stunden vor dem Match in der Innenstadt versammelt. Unter anderem sollen deutsche Randalierer ein Lokal demoliert und Schlägereien angezettelt haben. Dabei waren zwei Fans vorübergehend in Gewahrsam genommen worden.

EM-Qualifikation
:Liechtenstein muckt auf

Was ist denn da los? Punktelieferant Liechtenstein tritt in der EM-Qualifikation an - und gewinnt. In der deutschen Gruppe verliert Aserbaidschan auch noch gegen Kasachstan, Belgien und die Türkei nehmen sich gegenseitig die Punkte weg. Italien gewinnt locker, Frankreich verschenkt den Sieg.

Alle Spiele, alle Tore

Ein flottes Spiel, aber keine Tore boten Rekordweltmeister Brasilien und Vize-Champion Niederlande in einem Länderspiel am Samstag. Die Selecao kam in Goiania nicht über ein 0:0 hinaus und verpasste damit die Revanche für die Viertelfinal-Niederlage gegen Oranje bei der WM 2010 in Südafrika. Die Niederländer von Trainer Bert van Marwijk, der Bayern Münchens Star Arjen Robben und Joris Mathijsen in der Startformation aufgeboten hatte und Mathijsens HSV-Kollegen Eljero Elia, den Schalker Klaas-Jan Huntelaar und den Stuttgarter Khalid Boulahrouz in der zweiten Halbzeit einwechselte, hatte auch ihre Torchancen, musste sich aber auch mehrfach bei Torhüter Tim Krul bedanken, der vor allem gegen Brasiliens starken Stürmer Neymar auf dem Posten war. In der Schlussphase mussten die Gastgeber in Unterzahl auskommen, nachdem Ramires nach einem Foul gegen Robben die Gelb-Rote Karte gesehen hatte.

Wegen der anhaltenden Korruptionsvorwürfe gegen den Fußball-Weltverband Fifa hat Theo Zwanziger in Deutschland zu einem Runden Tisch geladen. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der seit Mittwoch im skandalumwitterten Fifa-Exekutivkomitee sitzt, will noch vor Beginn der Frauen-WM in Deutschland (26. Juni bis 17. Juli) mit Fußballgrößen und anderen Persönlichkeiten über die schwere Krise im Weltverband diskutieren. Nach Informationen der Bild-Zeitung ist das Treffen in Frankfurt/Main am 21. Juni geplant. Geladen sind demnach unter anderem Ligachef Reinhard Rauball und Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsboss des Rekordmeisters Bayern München und Vorsitzender der europäischen Klubvereinigung ECA. Zwanziger kündigte an, er werde außerdem "wichtige Personen" aus dem DFB und der Liga einladen sowie "die eine oder andere Persönlichkeit aus dem öffentlichen Leben, die sich zu dieser Thematik in jüngster Zeit kritisch geäußert hat".

Der österreichische Nationalspieler Christian Fuchs steht offenbar vor einem Wechsel vom Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05 zum Liga-Konkurrenten Schalke 04. Laut einer Information des Fachmagazins Kicker soll der Linksverteidiger den FSV gebeten haben, ihn aus dem Vertrag zu entlassen. Fuchs, der vom VfL Bochum nach Mainz ausgeliehen und von den Rheinhessen per Option endgültig verpflichtet worden war, soll eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag nutzen. Nach der soll eine Ablösesumme von knapp unter fünf Millionen Euro fällig werden. Angeblich sind für den Wechsel nur noch Details zu klären. Fuchs wäre nach den beiden Jung-Nationalspielern Andre Schürrle (für 10 Millionen Euro nach Leverkusen) und Lewis Holtby (nach Ausleihe zurück nach Schalke) der dritte Leistungsträger, den der Europa-League-Qualifikant verliert. An Malik Fathi, für dessen endgültige Verpflichtung Spartak Moskau 2,2 Millionen Euro Ablöse fordert, soll auch dessen Ex-Klub Hertha BSC Berlin interessiert sein. Eugen Polanski wird mit seinem früheren Arbeitgeber Borussia Mönchengladbach in Verbindung gebracht.

Die Füchse Berlin haben sich erstmals für die Champions League qualifiziert, überaschattet wurde der letzte Spieltag der Handball-Bundesliga allerdings durch den Tod eines Zuschauers in Wetzlar. Die Partie dort wurde im Einvernehmen mit beiden Mannschaften abgebrochen. Berlin setzte sich am Samstag in Magdeburg 30:24 (11:12) durch und behauptete durch den achten Sieg in Folge den wichtigen dritten Platz. Die Rhein-Neckar Löwen gewannen zwar bei der TBV Lemgo 36:31 (17:17), verpassten als Tabellenvierter aber den erneuten direkten Einzug in die Königsklasse und müssen jetzt auf das Wildcard-Turnier hoffen. Meister HSV Hamburg verabschiedete sich mit einem standesgemäßen 33:24 (18:12) bei Balingen-Weilstetten in die Sommerpause. Dem entthronten Meister aus Kiel gelang durch ein 36:28 (19:13) gegen die TuS Nettelstedt-Lübbecke ein gelungener Saisonausstand, die "Zebras" beendeten die Saison auf dem zweiten Platz. In Wetzlar wurde die Partie kurz vor Ende der ersten Halbzeit beim Stande von 11:10 für die Gastgeber abgebrochen. Ein 61 Jahre alter Mann war auf der Tribüne zusammengebrochen. Sofort eingeleitete Wiederbelebungsmaßnahmen durch den Wetzlarer Mannschaftsarzt blieben erfolglos.

Die deutschen Volleyballer haben in der Weltliga die dritte Pleite hinnehmen müssen. Einen Tag nach ihrer ersten Niederlage gegen den letztjährigen Weltliga-Zweiten Russland verlor die Auswahl von Bundestrainer Raúl Lozano auch am Samstag mit 0:3 (23:25, 15:25, 22:25). Dabei konnten die Männer des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) nur im ersten Satz mit dem Favoriten mithalten. Für die deutschen Männer stehen damit nach vier Partien drei Niederlagen und nur ein Sieg zu Buche. Im Kampf um den Einzug in die Weltliga-Endrunde sind nun am kommenden Wochenende zwei Siege gegen Außenseiter Japan Pflicht.

Knapp drei Monate vor der Leichtathletik-WM in Daegu/Südkorea hat Steve Mullings seinem Landsmann Usain Bolt den Kampf angesagt. Der 28 Jahre alte Jamaikaner gewann die 100 Meter am Samstag beim Diamond-League-Meeting in Eugene (US-Bundesstaat Oregon) in herausragenden 9,80 Sekunden. Bei zulässigem Wind von 1,3 m/Sek. blieb Staffel-Weltmeister Mullings damit 9/100 Sekunden unter seiner eigenen Jahresweltbestzeit. US-Sprinter Justin Gatlin wurde bei seinem ersten großen internationalen Auftritt nach seiner vierjährigen Dopingsperre in 9,97 Sekunden Sechster. Noch schneller als Mullings war allerdings Ex-Sprintweltmeister Tyson Gay beim Leichtathletik-Meeting in Clermont im US-Bundesstaat Florida. Er stellte eine Jahresweltbestzeit auf. Über seine Paradestrecke siegte der 28-Jährige US-Amerikaner im Vorlauf in hervorragenden 9, 79 Sekunden und war dabei eine Hundertselsekunde schneller als Mullings am gleichen Abend in Eugene.

Diskus-Weltmeister Robert Harting hat bei seinem ersten Saisonstart in der Diamond League gleich gewonnen. Der 26 Jahre alte Berliner setzte sich in Eugene mit 68,40 Meter durch. Er bezwang seine Dauerrivalen Virgilijus Alekna (Litauen/67,19) und Piotr Malachowski (Polen/65,95) deutlich. Für weitere deutsche Siege sorgten Speerwerferin Christina Obergföll (Offenburg) und der Dresdner Hochspringer Raul Spank. Mit 65,48 Metern verpasste die EM-Zweite die Weltjahresbestweite der Slowenin Martina Ratej nur um 41 Zentimeter. Der WM-Dritte Spank gewann mit 2,32 Meter vor dem höhengleichen Russen Andrej Silnow. Unter den neun Weltjahresbestleistungen auf der vierten Station der Super-Serie ragten die 10,70 Sekunden von US-Sprinterin Carmelita Jeter über 100 Meter und die 12,94 von David Oliver (USA) über 110 Meter Hürden heraus. Der Olympia-Dritte gewann das spannenden Duell mit Chinas Sport-Held Liu Xiang mit 6/100 Sekunden Vorsprung. Liu wies mit seiner Saisonbestzeit von 13,00 Sekunden steigende Form nach. Der Brite Mo Farah hat am Vortag einen Europarekord über 10.000 Meter aufgestellt. Der 28-Jährige, der vor einem Jahr bei der EM in Barcelona über 5000 und 10.000 Meter triumphiert hatte, siegte in 26:46,57 Minuten. Die alte europäische Bestmarke hielt seit 1999 der Belgier Mohammed Mourhit (26:52,30). Zuvor hatte der Kenianer Moses Mosop den 30 Jahre alten Bahn-Weltrekord über 30 000 Meter verbessert. Der 25-Jährige benötigte für die selten gelaufene Distanz 1:26:47,5 Stunden. 1981 war der Japaner Toshihiko Seko die Strecke in 1:29:18,8 gelaufen.

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