Spionageverdacht gegen Diplomaten:Russisches Außenministerium zitiert US-Botschafter zu sich

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Die Enttarnung eines mutmaßlichen US-Spions in Russland hat diplomatische Konsequenzen: Der Botschafter aus Washington musste im Außenministerium in Moskau vorsprechen. Der Vorgang belastet das ohnehin schon abgekühlte Verhältnis zwischen Russland und den USA.

Der US-Botschafter in Moskau, Michael McFaul, ist in das russische Außenministerium einbestellt worden. Die Nachrichtenagentur Ria Nowosti meldete, der Diplomat habe dort mit dem stellvertretenden Außenminister Sergej Rjabkow gesprochen. Hintergrund ist die Enttarnung eines mutmaßlichen amerikanischen Spions in Russland. McFaul gab beim Verlassen des Ministeriums keinerlei Erklärung ab.

Unter dem Deckmantel eines Diplomaten soll der Verdächtige Ryan Fogle versucht haben, einen russischen Geheimdienstmitarbeiter gegen Zahlung einer großen Summe Geldes für den US-Auslandsgeheimdienst CIA anzuwerben. Moskau hatte den vorübergehend festgenommenen Fogle am Dienstag zur "unerwünschten Person" erklärt und ihn zum schnellstmöglichen Verlassen des Landes aufgefordert.

Medienberichten zufolge soll der Festgenommene zu den aus dem Kaukasus stammenden Verdächtigen des Anschlags auf den Bostoner Marathon recherchiert haben. Die Zeitung Kommersant berichtete, der in der politischen Abteilung der Moskauer US-Botschaft tätige Ryan Fogle habe versucht, Kontakt zu einem russischen Agenten im Kaukasus aufzunehmen. Dort lebt die Familie der Brüder Zarnajew, die für das Boston-Attentat am 15. April mit drei Toten und mehr als 260 Verletzten verantwortlich gemacht werden.

Seit Wladimir Putin im vergangenen Jahr für eine dritte Amtszeit als Präsident in den Kreml zurückkehrte, haben sich die Beziehungen zwischen Russland und den USA deutlich verschlechtert. Putin verurteilte die US-Agententätigkeit in Russland. "Das ist kein Beitrag im weiteren Prozess einer Festigung des gegenseitigen Vertrauens zwischen Russland und den USA", sagte sein Sprecher der Agentur Itar-Tass.

Die jüngste größere Spionageaffäre datiert aus dem Jahr 2010, als zehn russische "Schläfer" in den USA festgenommen und nach Moskau abgeschoben worden waren. Die USA tauschten sie gegen vier Russen aus, von denen drei wegen Spionage für den Westen verurteilt worden waren.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/vks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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