Soziale Mobilität:Die Bremsergesellschaft

Deutschland löst sein Aufstiegsversprechen nicht ein.

Von Catherine Hoffmann

Armut liegt in der Familie, Reichtum auch. Das erklärt, warum die Einkommen zwischen denen ganz oben und denen ganz unten in Deutschland sich auseinanderentwickeln, wie das gewerkschaftsnahe WSI-Institut festgestellt hat. Er hilft auch zu verstehen, warum sich Armut und Reichtum verfestigt haben, gegen alle Versprechen, dass Kinder aus armen Familien die gleichen Aufstiegschancen haben sollen wie alle anderen.

Deutschland tut sich schwer, dieses Versprechen einzulösen. Ob man in eine reiche oder arme Familie hineingeboren wird, gebildete oder ungebildete Eltern hat, beeinflusst so gut wie alles im Leben: was man lernt, wie man arbeitet, wo man wohnt. Die Herkunft schlägt stark auf die persönliche Zukunft durch.

Wer die Ungleichheit bekämpfen möchte, muss beim Bildungssystem ansetzen. Deutschland gibt zwar viel Geld für Hochschulen aus, aber zu wenig für Bildung im Kleinkindalter. Reformbedarf besteht auch bei Steuern und Transfers für untere Einkommensgruppen: Hier erleben viele Familien mit Kindern, dass es sich für sie nicht lohnt, mehr Geld zu verdienen. Wenn im Gegenzug Grundeinkommen und Kinderzuschlag gekürzt werden, Sozialabgaben und Einkommensteuer anfallen, bleiben von einem Euro Zuverdienst oft nur 20 Cent. Da fällt das Hocharbeiten schwer.

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