Sozialdemokrat Klose:Ein Roter für Schwarz-Gelb

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Mit dem SPD-Veteranen Klose will die schwarz-gelbe Regierung das Verhältnis zu den USA verbessern. Der Neue sah sich nie "hundertprozentig als Sozialdemokrat".

Sebastian Wolfrum

Das Auswärtige Amt hat eine überraschende Personalentscheidung bekanntgegeben. Der liberale Minister Guido Westerwelle holt sich Unterstützung fürs internationale Parkett ausgerechnet beim politischen Gegner. Die Stelle des Koordinators für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit wird mit einem SPD-Veteranen neu besetzt.

Hans-Ulrich Klose soll neuer transatlantischer Koordinator werden und sich um die Beziehungen zu den USA kümmern. Bei einem Blick in die Vita des 72-Jährigen schwindet die Verwunderung.

Die Zielsetzung des Amts ist der Ausbau und die Pflege deutsch-amerikanischer Netzwerke. Die Beziehungen zwischen Deutschland, den USA und Kanada sollen sich so auf gesellschaftlichem, kulturellem und informationspolitischem Gebiet verbessern.

Klose passt auf dieses Stellenprofil. Er ist auf dem Gebiet der deutsch-amerikanischen Beziehungen ein erfahrener Mann. Seit 1998 sitzt er im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages, war die ersten vier Jahre sogar dessen Vorsitzender. Klose ist zudem seit 2003 Mitglied und Vorsitzender der Parlamentariergruppe USA und besitzt eine offene Affinität zu dem Land. "Es ist ein faszinierendes Land, wer immer da regiert."

Der Jurist hat früh eine steile politische Karriere hingelegt. Mit nur 37 Jahren wurde er 1974 zu Hamburgs Erstem Bürgermeister gewählt und war sieben Jahre lang im Amt, bis er 1981 wegen Querelen um den Bau des Atomkraftwerks Brokdorf zurücktrat.

Zwei Jahre später wurde er für die SPD in den Bundestag gewählt und gehört bis heute ohne Pause dem Parlament an. Er löste Hans-Jochen Vogel 1991 als Fraktionsvorsitzenden ab und war von 1994 bis 1998 Vizepräsident des Deutschen Bundestages.

Klose machte Karriere in der SPD obwohl er nicht immer auf Parteilinie war. Er vertritt parteiintern unliebsame Positionen. Prominentes Beispiel ist Kloses Streit mit Ex-Bundeskanzler Schröder im Jahr 2003. In der Irak-Politik stellte sich Klose klar gegen Schröder, warf dem damaligen Regierungschef vor, Deutschland ins außenpolitische Abseits zu manövrieren - und forderte eine bessere Zusammenarbeit mit den USA. Eine Haltung, die der damaligen Oppositionsführerin und heutigen Kanzlerin gut gefallen haben muss.

Und Klose machte Karriere in der SPD, obwohl er einmal sagte, er sei "nie hundertprozentig Sozialdemokrat". Er habe lange zwischen FDP und SPD geschwankt. "Es war dann eine 60:40 Entscheidung."

Das dürfte Westerwelle die Entscheidung leichter gemacht haben.

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