Simbabwe:Leere Ränge beim vorletzten Akt

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Die Trauerfeier im Stadion von Harare für den Gründervater und späteren Diktator Robert Mugabe. Selbst um seine Beisetzung entbrannte noch ein Streit.

Von Anna Reuß, München

Als das Flugzeug mit dem Leichnam am Mittwoch am "Robert Mugabe International Airport" landete, warteten bereits zahlreiche Simbabwer auf ihn. Frauen winkten mit weißen Taschentüchern, sie tanzten und sangen, um dem früheren Präsidenten Robert Mugabe, der einmal sagte, dass "nur Gott" ihn jemals "aus dem Weg räumen" könne, noch einmal Tribut zu zollen. Einen Tag später reisten dann auch mehrere afrikanische Staatschefs nach Simbabwe, darunter langjährige Machthaber aus Äquatorialguinea und dem Kongo.

An der nationalen Trauerfeier am Samstag in der Hauptstadt Harare nahmen allerdings weniger Menschen teil als erwartet: In dem Sportstadion hätten 60 000 Personen Platz, allerdings waren Medienberichten zufolge nur etwa ein Drittel der Plätze besetzt. Die dpa berichtet, dass die meisten Teilnehmer von der regierenden Zanu-PF-Partei Simbabwes aus ländlichen Gebieten mit dem Bus nach Harare gebracht wurden.

An der Zeremonie nahmen auch die Präsidenten Chinas und Südafrikas, Xi Jinping und Cyril Ramaphosa teil. Mugabes Sarg, bedeckt mit der Nationalflagge, wurde ins Stadion hineingetragen und dort aufgebahrt. "Ein riesiger Baum Afrikas ist gefallen", rühmte Präsident Emmerson Mnangagwa den Mann, den er einst Mentor und Vaterfigur nannte. Außerhalb des Stadions blieb es ebenfalls ruhiger als die Regierung erwartet hatte, es herrschte Alltag auf den Straßen.

Mugabe, der 37 Jahre lang Simbabwe regiert hatte, bis ihn im November 2017 die Armee stürzte, starb vor einer Woche im Alter von 95 Jahren in einem Krankenhaus in Singapur. Danach war ein Streit zwischen Mugabes Familie, seinen Anhängern und der Regierung um die Frage entbrannt, wann und wo die sterblichen Überreste begraben werden sollten. Am Freitag beugte sich die Familie dem Willen der Regierung: Mugabes Körper soll in etwa 30 Tagen in einem neuen Mausoleum am National-Heroes-Acre-Schrein in Harare begraben werden, sagte sein Neffe und widersprach damit früheren Behauptungen, dass die Bestattung am Sonntag stattfinden würde.

Aus Wut darüber, wie ehemalige Weggefährten - etwa Präsident Mnangagwa - ihn 2017 entmachtet hatten, setzten sich Mugabes Verwandten vehement dafür ein, dass er in seinem Heimatdorf begraben wird. Seine Familie wollte ein Staatsbegräbnis am "Helden"-Denkmal verhindern. Die Ruhestätte von mehr als 130 Nationalfiguren mit schwarzen Marmorgräbern steht auf einer Anhöhe mit Blick auf Harare. Auch Mugabes erste Frau, Sally, ist dort begraben. Mnangagwa und die regierende Partei Zanu-PF wollten, dass Mugabe an dem Nationaldenkmal für Helden des Befreiungskriegs gegen die Herrschaft der weißen Minderheit begraben wird. Mnangagwa, Mugabes ehemaliger Stellvertreter, der schließlich auch an dessen Sturz beteiligt war, schrieb am Samstag dann auf Twitter: "Lasst uns heute unsere Differenzen ausklammern und zusammenkommen, wenn wir uns an die Vergangenheit erinnern und als eine stolze, unabhängige und freie Nation in die Zukunft schauen."

Mugabe wurde als Verfechter der Aussöhnung gefeiert, als er 1980 in Simbabwe an die Macht kam - in einem der letzten afrikanischen Staaten, der die weiße Kolonialherrschaft abschaffte. Später galt Mugabe vielen im In- und Ausland als machtbesessener Autokrat, der Wahlen manipulierte und die Wirtschaft ruinierte, um sich an der Spitze zu halten und zu bereichern. Am Ende seiner Amtszeit war er mit 93 Jahren der älteste Staatschef der Welt. Während viele ihn als Gründervater und Nationalheld verehren, der sich den britischen Kolonialherren widersetzte und seinem Land half, die Unabhängigkeit zu erlangen, waren Mugabes letzte Regierungsjahre von Brutalität und Gewalt gegen seine eigenen Bürger geprägt.

© SZ vom 16.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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