Sicherheitspolitik:Mehr Frauen, mehr Frieden

Lesezeit: 1 min

Nur knapp 16 Prozent der deutschen Botschaften werden von Frauen geleitet. Das wollen die Grünen nun ändern.

Von Jasmin Siebert, Berlin

"Frauen, Frieden, Sicherheit" - das ist die Agenda der Bundesrepublik für den UN-Sicherheitsrat, während sie dort für zwei Jahre als ständiges Mitglied vertreten ist. Die Bundesregierung fördert Projekte wie die Ausbildung von Rechtsberaterinnen in Pakistan oder Polizistinnen in Afghanistan. Den Grünen reicht das nicht. Dem Vorbild Schwedens folgend wollen die Grünen "die Bedürfnisse von Menschen statt Staaten" in den Mittelpunkt rücken, heißt es in dem Antrag. Geschlechtergerechtigkeit soll zum Grundprinzip der Außenpolitik werden: Rein weibliche Bataillone sollen unterstützt, Posten im Auswärtigen Dienst paritätisch besetzt werden und bei Friedensverhandlungen Frauen am Tisch sitzen.

Als der Grünen-Antrag auf eine "feministische Außenpolitik" am Freitag im Bundestag debattiert wurde, sorgte allein schon der Titel für eine aufgekratzte Stimmung und permanente Zwischenrufe. Renata Alt von der FDP bezeichnete das Label "feministisch" als "überflüssig, manchmal sogar kontraproduktiv", dennoch wolle sie den Antrag unterstützen. Auch die Rednerinnen von der Union waren sich einig, dass die Grünen ein wichtiges Thema gesetzt hätten. Dennoch lehnten sie den Antrag ab mit dem Verweis, dass die Regierung schon ausreichend Maßnahmen gestartet habe.

Die Statistik zeigt: Nur knapp 16 Prozent der deutschen Auslandsvertretungen werden von Frauen geleitet. Zwischen 1990 und 2017 waren nur zwei Prozent der Mediatoren in bedeutenden Friedensprozessen weiblich. Welch negativen Folgen es hat, wenn Frauen am Verhandlungstisch fehlen, sieht man am Bosnienkrieg. Die Massenvergewaltigungen wurden nicht aufgearbeitet, laut einer Studie der Hilfsorganisation Medica Mondiale wurden Traumata und Stigmata inzwischen an die nächste Generation weitergegeben - nicht nur bei Kindern, die durch Vergewaltigung gezeugt wurden. Eine weitere Zahl, auf die auch die Rednerinnen im Bundestag immer wieder verweisen, stammt von den UN-Frauen: Sind Frauen am Friedensprozess beteiligt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Abkommen mindestens 15 Jahre hält, um 35 Prozent.

© SZ vom 23.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: