Sicherheit:Wappentier als Abfangjäger

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Brandenburg will mit einer Adlerstaffel gegen Drohnen vorgehen.

Von Kathrin Zinkant

Der märkische Adler hat als Wappentier Brandenburgs eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Jetzt soll das Tier auch noch zum Posterboy der inneren Sicherheit in der Mark werden. Die CDU-Landtagsfraktion in Potsdam fordert eine Adlerstaffel für das Bundesland, ein entsprechender Antrag liegt dem Innenministerium vor. Die Raubvögel sollen Drohnen jagen, jene kleinen Flugobjekte, die mit Kameras bestückt sind, vom Boden aus gesteuert werden und immer häufiger dort auftauchen, wo sie nicht hingehören. In den Niederlanden pflücken abgerichtete Greifvögel die Geräte bereits für die Polizei vom Himmel. In Frankreich stehen vier Steinadler, benannt nach den vier Musketieren, zur Drohnenabwehr im Dienst des Militärs bereit.

In Deutschland gibt es diese moderne Beizjagd im Staatsauftrag bisher nicht. Privat genutzte Drohnen werden dafür immer häufiger: Eine Million sollen nach einer Schätzung der Deutschen Flugsicherung noch in diesem Jahr in der Bundesrepublik herumfliegen. Im vergangenen Jahr waren es 400 000. Erhältlich sind die Fluggeräte für ein paar Hundert Euro im Internet. Ein Flugschein ist nicht nötig. Immer häufiger könnten die vermeintlichen Spielzeuge also über Menschen, Wohngebäuden oder sensiblen Orten wie Kraftwerken kreisen. Das befürchtet die CDU in Potsdam und nennt die Gefahr terroristischer Anschläge.

Vor allem aber bedrohen die Geräte die Privatsphäre von Bürgern. Und die Sicherheit des Luftverkehrs. Im ersten Halbjahr 2017 ist das in Deutschland 40 Mal vorgekommen. Und nicht zuletzt kann selbst eine kleine Drohne, die aus großer Höhe vom Himmel fällt, Schäden oder sogar tödliche Unfälle verursachen.

Es reicht daher nicht immer, unerwünschte Drohnen abstürzen zu lassen. Es muss möglich sein, sie kontrolliert zu Boden zu bringen. Lösungen gibt es dafür wenige: Zum Beispiel lassen sich Drohnen durch ihresgleichen mit Netzen fangen. So macht es die Polizei in Japan. Oder ein Falkner tritt an. Der Adler steigt auf, packt die Drohne und bringt sie intakt zu Boden. Dass sich die Vögel dabei verletzen, hält Klaus Hansen von der Adlerwarte Berlebeck in Detmold für unwahrscheinlich. "Der Schutz der Tiere ist immer hoch zu bewerten", sagt der Falkner. Durch ein spezielles Training könne die Sicherheit der Tiere gewährleistet werden.

Trainieren lassen sich nicht nur Adler, sondern auch andere Greifvögel. "Welche Arten eingesetzt werden, hängt von der Art der Drohnen und den gesetzlichen Bestimmungen des jeweiligen Landes ab", sagt Sjoerd Hoogendoorn vom Unternehmen Guard from Above, das sich auf die Drohnenabwehr durch Raubvögel spezialisiert hat. Fast immer sei der Weißkopfseeadler geeignet. Vermittelt haben die Niederländer ihre Dienste nach eigener Aussage bereits in mehrere Länder. Der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion in Potsdam, Björn Lakenmacher, nennt die Adler "eine analoge Lösung für ein digitales Problem". Ob das eher dünn besiedelte Brandenburg die geforderte Adlerstaffel bekommt, ist allerdings noch nicht sicher. Doch sowohl die brandenburgische Polizei als auch das Innenministerium scheinen sehr angetan von der Idee zu sein, ihr Wappentier mit neuen Aufgaben zu betrauen.

© SZ vom 28.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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