Sexskandal um John Edwards:Ehebrecher im puritanischen Amerika

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Bis vor kurzem noch war John Edwards ein Sonnyboy, nun ist der Ex-Präsidentschafts- bewerber nach einer Sex-Affäre tief gefallen.

C. Wernicke

Nein, John Edwards gibt nicht auf. Und er mag nicht erkennen, dass dieser Skandal exakt den Stoff liefert für das endgültige Schlusskapitel seiner stets schillernden Polit-Biographie.

John Edwards und die Sexaffäre: erst dementiert, jetzt zugegeben. (Foto: Foto: Reuters)

Soeben hat der 55-jährige Demokrat per TV-Interview zwar sehr öffentlich gebeichtet, er habe tatsächlich jene Affäre mit einer PR-Beraterin gehabt, die ihm ein Revolverblatt seit zehn Monaten nachgesagt hatte. Doch die Einsicht in die Konsequenzen verweigert der Jurist: "Ich glaube nicht, dass irgendetwas beendet ist", sagt der Protestant streng und als Anwalt in eigener Sache: "Mein Gott und meine Frau haben mir vergeben. Also werde ich weitergehen."

Nur, weit kommen wird er kaum mehr im puritanischen Amerika. Es ist nicht ja nicht allein der Ehebruch und die offenbar nur kurz währende Affäre, die dem früheren Sonnyboy der Demokraten seinen Zauber als Idealbild eines Schwiegersohns raubten. Obendrein hat Edwards geleugnet und gelogen, dass sich die Balken bogen.

Die Sache "Sensations-Müll"

Weshalb nun enge Freundschaften zerbrechen: "Ich bin tief enttäuscht und wütend," wettert etwa David Bonior, bis Ende Januar der oberste Manager von Edwards Kampagne um die demokratische Präsidentschaftskandidatur.

Weil Edwards seit Herbst vorigen Jahres alle Anwürfe und Indizien einer Sex-Affäre schlicht als "Müll der Sensationspresse" zurückgewiesen hatte, fühlt sich Bonior jetzt von seinem Ex-Idol betrogen: "Er sollte von der politischen Bühne abtreten. Ich hoffe, er hat das Gespür dafür."

Sicher ist das nicht. Als Erkenntnis jüngster Selbsterforschung hat der frühere US-Senator aus North Carolina zwar diagnostiziert, sein jäher Aufstieg - vom Sohn eines bitterarmen Textilarbeiters zu einem durch Entschädigungsklagen zum Millionär gewordenen Staranwalt und Politiker - habe ihn "egozentrisch und narzisstisch" werden lassen: "Du glaubst, Du kannst tun, was Du willst."

Der Brustkrebs seiner Frau

Doch für diesen Hochmut könne ihn ohnehin niemand so sehr verprügeln wie er es "längst selbst getan" habe. Und dann fügte er noch jene Bemerkung an, die in den pseudo-psychologischen Gutachten von Amerikas Kolumnisten den meisten Unwillen weckt: Die Entschuldigung, er habe seine Frau anno 2006 ja nur in einer Phase betrogen, da deren Brustkrebs geheilt schien.

Das ist der tiefere Grund, warum Edwards wohl erledigt ist. Millionen Amerikaner hatten sich im März 2007 mit Elizabeth Edwards identifiziert, die trotz ihres damals wiedergekehrten Krebsleidens tapfer erklärte, sie unterstütze das Streben ihres Johns nach dem Platz im Weißen Haus.

Die Frau an seiner Seite erwarb sich Respekt. Als engste Beraterin des Kandidaten hatte sie mitgeschrieben an Edwards Programm für eine soziale und ökologische Erneuerung der Nation. Und während Edwards, ein begnadeter Orator und Volkstribun, übers Land der frühen Vorwahl-Staaten zog, saß sie samt der drei Kinder mit im Bus.

Beim Wahlparteitag der Demokraten Ende August in Denver wird Edwards fehlen. Momentan ist es ihm wichtiger zu klären, dass das neugeborene Kind seiner Ex-Geliebten nicht von ihm stammt.

© SZ vom 11.08.2008/jja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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