Schweiz:Ein kleiner Ort verschmäht den Milliardär

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Zunächst schien der russische Unternehmer Roman Abramowitsch willkommen zu sein, seinen Lebensmittelpunkt in den Kanton Wallis zu verlegen. Dann aber erklärte die Schweiz ihn zum Risiko.

Von Charlotte Theile, Zürich

Für eine ländliche Schweizer Gemeinde kann es kaum etwas Besseres geben als einen solchen Antrag: Roman Abramowitsch, 51, russischer Multimilliardär und Besitzer der zweitgrößten Yacht der Welt, möchte seinen Lebensmittelpunkt in die Walliser Berge verlegen. Wie der in Zürich erscheinende Tagesanzeiger am Dienstag berichtete, war die Freude in Sitten, dem Hauptort des Kanton Wallis, im Juli 2016 entsprechend groß.

"Angesichts seines finanziellen Hintergrunds wäre er ein sehr interessanter Steuerzahler für die Gemeinde und den Kanton, und wir haben eine positive Ersteinschätzung gegeben", schrieb der Leiter des kantonalen Migrationsamtes. Die Bewilligung des Bundesamtes für Polizei (Fedpol) galt als Formsache, die erste Steuererklärung des Russen wurde aufgeregt erwartet. Doch es kam anders. Das Fedpol entschied gegen Abramowitsch. Die längerfristige Anwesenheit des Russen stelle eine "Gefährdung der öffentlichen Sicherheit" dar und sei mit einem erheblichen Reputationsrisiko für die Schweiz verbunden.

Abramowitsch wollte dies nicht akzeptieren. Er kam persönlich bei der schweizerischen Polizeichefin vorbei - und versuchte, die Berichterstattung über sein abgelehntes Gesuch zu verhindern. Abramowitsch, der sein Vermögen mit Öl und Gold machte und 2003 den Fußballclub FC Chelsea kaufte, verwehrt sich auch gegen die Vorwürfe, die hinter der schweizerischen Entscheidung stehen. Wie sein Anwalt dem Tagesanzeiger erklärte, sei sein Mandant nie in Geldwäsche-Geschäfte verwickelt gewesen und habe auch keinerlei Kontakte zu kriminellen Organisationen.

In den vergangenen zehn Jahren hat sich in der Schweiz eine reiche russische Community niedergelassen, angelockt von günstigen Steuersätzen, luxuriösen Einkaufsmöglichkeiten und der schweizerischen Diskretion. Beispiel ist der Rohstoffhändler Viktor Vekselberg, der im Kanton Zug lebt, im April jedoch auf einer Sanktionsliste der USA landete. Schweizer Unternehmen und Banken, die mit ihm Geschäfte gemacht hatten, gerieten in die Bredouille. Abramowitsch hingegen hat bereits ein anderes Land gefunden. Ende Mai erhielt der Russe, dessen jüdische Eltern starben, als er ein Kind war, die israelische Staatsbürgerschaft. Er gilt nun als reichster Bürger Israels.

© SZ vom 26.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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