Schweiz:Angstmache nutzt sich ab

Das Land erleichtert die Einbürgerung - ein Signal für Europa.

Von Charlotte Theile

Bei den Strategen der rechten SVP dürften seit Sonntagmittag die Telefone heiß laufen. Die stärkste Partei der Schweiz muss ihre Taktik überdenken. Schon das dritte Mal innerhalb eines Jahres hat die Partei eine sicher geglaubte Abstimmung verloren. Dieses Mal war es besonders deutlich. 60 Prozent der Schweizer wollen Ausländer der dritten Generation schneller und unkomplizierter einbürgern.

Das ist eine kleine Überraschung. Bei früheren Abstimmungen hatten sich die Schweizer stets klar gegen eine erleichterte Einbürgerung ausgesprochen. Die jetzige Vorlage war äußerst zurückhaltend, eine sanfte Anpassung, die die Einbürgerungszahlen kaum verändern wird. Und doch ist die Symbolkraft dieser Entscheidung erheblich. Man heißt die Menschen willkommen, die schon lange Alltag und Gesicht der Schweiz prägen, erkennt die multikulturelle Identität des Landes an.

Es ist eine Entscheidung gegen einen Zeitgeist, den die SVP mit irreführenden Burka-Plakaten abholen wollte. Dass sie damit scheiterte, zeigt: Auch diese Angstmacherei nutzt sich irgendwann ab. Die direkte Demokratie der Schweiz ist immer wieder als Früherkennungssystem aufgefallen, für Entwicklungen in ganz Europa. Das Votum der Schweiz ist daher nicht nur eine kleine Anpassung, von der einige junge Leute profitieren werden. Sie ist ein Hoffnungszeichen für die europäischen Demokratien.

© SZ vom 13.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: