Schulreform:G9 auf bayerisch

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Wie das Kultusministerium des Landes die lange diskutierte Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren gestalten will, warum es damit bereits in diesem Herbst beginnt - und was es mit der sogenannten gymnasialen Überholspur auf sich hat.

Von Anna Günther

25 Jahre lang soll diese Reform des bayerischen Gymnasiums halten. Das wünschen sich Ministerpräsident Horst Seehofer und sein Schulminister Ludwig Spaenle (CSU). Um nach 14 Jahren Kritik am G 8 endlich Ruhe zu haben, soll das neue System ein verbessertes G 9 mit Überholspur sein - und dadurch auch die Schüler zufriedenstellen, die mit acht Jahren gut klarkommen. 870 Millionen Euro kostet das Paket, allerdings profitieren alle Schularten davon. Die laufenden Gehälter für 2000 zusätzliche Lehrerstellen in den kommenden Jahrzehnten sind da noch nicht einberechnet. Das neue G 9 startet im Herbst 2018. Die fünften und sechsten Klassen werden gleichzeitig im neuen System beginnen. Das bedeutet, dass auch die Kinder schon im G 9 lernen, die in diesem Herbst ins Gymnasium kommen. Alle älteren Gymnasiasten bleiben im G 8.

Im neuen, neunjährigen Gymnasium soll es weniger Nachmittagsunterricht in der Unter- und Mittelstufe geben, die Kernfächer sollen ebenso gestärkt werden wie Informatik und politische Bildung. Durch die sogenannte Überholspur wollen die Bayern ein G 8 im G 9 ermöglichen und Schüler zum Überspringen der elften Klasse bewegen.

Schon in der achten Klasse sollen alle Jugendlichen informiert und beraten werden. Jungen und Mädchen, die schneller sein wollen oder die elfte Klasse im Ausland verbringen, sollen zwei Jahre lang in Wahlkursen gezielt darauf vorbereitet werden. Zu dieser Überholspur mit Begleitung werden die Gymnasien verpflichtet, denn alle sollen diese speziellen Förderkurse anbieten. Das letzte Wort in dieser Entscheidung haben zwar die Eltern, aber jeder Springer rückt zunächst auf Probe in die zwölfte Klasse vor. Dadurch, dass sie nicht wie im alten G 9 alleine springen und neu Anschluss finden müssen, hofft Seehofer auf eine zweistellige Quote an G 8-Schülern. Außerdem sollen die Springer jederzeit den Versuch abbrechen können, wenn sie es sich anders überlegen oder die Noten schlechter werden.

Die elfte Klasse wird aber kein Schuljahr sein, das allein fürs Überspringen zurückkommt; und es soll mehr bieten als nur Wiederholungen. In diesem ersten Jahr der Oberstufe sollen die Jugendlichen sich über Studiengänge sowie Berufe informieren und mit einem Projektseminar eigenständiges, wissenschaftliches Arbeiten lernen. Begabte können Schnupperstudiengänge an der Uni besuchen. Inspiriert vom Informatikunterricht sollen mehr Schüler in den Naturwissenschaften Abitur machen. Wer die elfte Klasse besucht, soll diese Zeit zur Vertiefung nutzen. In Deutsch könnten die Epochen Aufklärung sowie Sturm und Drang beispielsweise auf die zehnte und elfte Klasse verteilt werden, damit Schüler wieder mehrere Werke aus dieser Zeit lesen können.

© SZ vom 07.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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