Die Tochter des ermordeten russischen Oppositionspolitikers Boris Nemzow, Schanna Nemzowa, wird Reporterin bei der Deutschen Welle (DW). Die 31-jährige Journalistin verstärkt von August an die Russisch-Redaktion des Auslandssenders in Bonn. Das teilte die DW mit. Ihr Vater, ein Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin, war im Februar in der Nähe des Kremls von einem unbekannten Täter erschossen worden.
Nemzowa verließ Russland einige Zeit später, weil sie sich nach eigenen Angaben nicht mehr sicher fühlt. "Wer sich weigert, schweigender Komplize zu werden, wird automatisch zum Regimegegner", schrieb Nemzowa in einem Gastbeitrag für die SZ. "Diese Weigerung beschert einem unvermeidlich Probleme, das Leben wird ungemütlich." Ob Nemzowas neuer Job sie beruflich nach Russland bringen wird, sei noch nicht klar, sagte der Sprecher der Deutschen Welle.
Nemzowa begann ihre journalistische Karriere beim russischen TV-Sender RBK, wo sie Sendungen moderierte und Vertreter aus Wirtschaft und Politik interviewte. Nach dem gewaltsamen Tod ihres Vaters wollte sie zunächst in Russland bleiben, um die Aufklärung des Mordes voranzutreiben, wie sie noch im Mai der DW sagte. Nachdem sie bedroht worden sei, habe sie aber doch beschlossen, das Land zu verlassen. "Ganz besonders wurde Druck auf mich ausgeübt, die Ermittlungen im Mordfall meines Vaters nicht weiter so intensiv zu betreiben", erklärte die Journalistin jetzt.