Sarkozy in Berlin:Der Anfang einer wunderbaren Freundschaft

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Kaum im Amt, besucht der neue französische Präsident schon unsere Kanzlerin. Sarkozy und Merkel brachten auch körperlich zum Ausdruck, wie wichtig ihnen die deutsch-französische Freundschaft ist.

Thorsten Denkler, Berlin

Der Wind pfiff mächtig, als Nicolas Sarkozy und Angela Merkel am frühen Abend den Ehrenhof vor dem Bundeskanzleramt betraten. Das hatte den Vorteil, dass die schwarz-rot-goldenen Flaggen auf dem Reichstagsgebäude das taten, was man gemeinhin von ihnen erwartet - sie wehten.

Für die Kanzlerin von Nachteil war dagegen, dass ihre Frisur unter dem Wind litt. Sarkozy dürfte dies an dem wichtigsten Tag seiner Karriere nicht gestört haben. Wenige Stunden zuvor ist ihm das Amt des französischen Staatspräsidenten übertragen worden. Und schon kurz danach hob seine Staatsmaschine zu seinem ersten Auslands-Rendezvous in Berlin ab.

Sarkozy nutzte die Begrüßung von Angela Merkel zu einer herzlichen Umarmung mit Küsschen auf beiden Wangen. Für die Fotografen legte er seinen rechten Arm so über ihre Schulter, wie man es sonst nur von den Liebespaaren auf den Champs-Élysées kennt.

Dann ging es hinüber zu der bereitstehenden Ehrenformation der Bundeswehr. Die Soldaten waren zuvor zu den Klängen des Radetzkymarsches aufmarschiert und hatten Merkel mit einem kräftig gebrüllten "GUTEN TAG! FRAU! BUNDES! KANZLERIN!" begrüßt. Das war so laut, dass auch die Kanzlerin ein wenig erzitterte.

Sarkozy musste sich nicht derart anbrüllen lassen. Er lächelte sich, die routinierte Merkel immer an seiner Seite, an den Soldaten von Heer, Marine und Luftwaffe vorbei wie ein kleiner Junge, der nach langem Warten endlich sein erstes Taschenmesser bekommen hat.

Es war ja auch tatsächlich Sarkozys "erstes Mal", dass er Merkel als Staatsgast begegnete. Die bedankte sich später vor der Presse ganz ausdrücklich für diese "großartige Geste" der deutsch-französischen Freundschaft. Sie wolle jetzt direkt in die Arbeit einsteigen. Es gebe viel zu tun. "Deutschland und Frankreich brauchen einander", sagte die Kanzlerin.

"Oh la la"

Sarkozy unterstrich noch einmal, dass den Franzosen die deutsch-französische Freundschaft "heilig" sei. Auch er wolle sofort mit der Arbeit beginnen und hub zu einer schwungvollen Rede an, so als wäre er noch mitten im Wahlkampf.

Er wolle gemeinsam mit Merkel Europa aus der "augenblicklichen Lähmung" herauszuführen. "Worauf wollen wir warten? Dass alles noch schlimmer wird? Dass es unseren Landsleuten noch schlechter geht?" Selbstredend nicht. Darum soll es noch schon bald "Ergebnisse" geben.

Zum Schluss gestand er seiner "lieben Angela": "Ich setze großes Vertrauen in Dich. Ich empfinde tiefe Freundschaft für Dich." Dieser Satz lässt vielleicht die herzliche Umarmung auf dem Ehrenhof verstehen, die eine französiche Korrespondentin auf der Pressetribüne mit den Worten "Oh la la" kommentierte.

Die Kanzlerin schien sich jedenfalls über das Kompliment zu freuen. Man kenne sich schließlich schon länger und werde sicherlich gut zusammenarbeiten.

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