Russland:Einreiseverbot für Putins Bikerfreunde

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Stalin darf auch mit: Die Nachtwölfe kurz vor Abfahrt. (Foto: Yuri Kochetkov/dpa)

Der russische Motorradklub "Die Nachtwölfe" provoziert mit einer Europatour. Polen und Deutschland haben den ultra-nationalistischen Rockern die Einreise verweigert.

Trotz Einreiseverboten für Deutschland und Polen sind Dutzende Mitglieder des ultranationalistischen russischen Motorradklubs "Die Nachtwölfe" am Samstag in Moskau zu ihrem umstrittenen Weltkriegs-Korso aufgebrochen. Die "Nachtwölfe" wollen aus Anlass des Sieges der Alliierten über Hitler-Deutschland vor 70 Jahren den 6000 Kilometer langen Weg der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg von Moskau quer durch Ost- und Mitteleuropa nachfahren. Am 9. Mai soll die Tour in Berlin enden. Die Nachtwölfe sagen, sie wollen "diejenigen ehren, die beim Kampf gegen den Faschismus gefallen sind".

Deutschland verweigert allerdings "führenden Mitgliedern" die Einreise. "Wir glauben nicht, dass das dem Ziel dient, einen Beitrag zur Stärkung der deutsch-russischen Beziehungen zu leisten", hieß es in einer Erklärung des Auswärtigem Amts und des Bundesinnenministeriums. Der Jahrestag müsse "in Würde" begangen und dürfe nicht "instrumentalisiert" werden. Die Bundesregierung verwies überdies auf mögliche Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung. Am Vortag hatte bereits Polen dem Klub die Durchreise verweigert. Zur Begründung hieß es, es fehlten genaue Angaben über das Programm sowie mögliche Unterkünfte der Teilnehmer. Russland reagierte mit Empörung. Die Regierungspartei Einiges Russland warf den deutschen Behörden eine politische "Diskriminierung" der Gruppe vor. Polens Ministerpräsidentin Ewa Kopacz hatte die Motorradtour eine "einzige Provokation" genannt.

Es wird erwartet, dass trotzdem etwa 30 Mitglieder des Motorradklubs in Berlin eintreffen, da nicht allen Mitgliedern das Visum für den Schengenraum verweigert worden ist. Der kurz vor Zusammenbruch der Sowjetunion 1989 gegründete Klub zählt heute etwa 5000 Mitglieder. Die Biker waren im vergangenen Jahr bereits kurz nach der russischen Annexion auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim unterwegs. Einige sollen die prorussischen Rebellen in der Ostukraine unterstützen. Die Nachtwölfe zeigen sich gelegentlich an der Seite von Russlands Präsidenten Wladimir Putin, der sie als "Freunde" bezeichnet. 200 Mitglieder eines anderen Motorradklubs gedachten bereits am Samstag im Norden Polens der gefallen Soldaten der Roten Armee. Eskortiert wurden sie von der Grenze an von der polnischen Polizei.

© SZ vom 27.04.2015 / afp, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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