Rumänien:Klaus Iohannis klar in Führung

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Krisen haben die Präsidentschaftswahl überschattet. Die meisten Stimmen holt der Amtsinhaber, aber er muss in die Stichwahl.

Amtsinhaber Klaus Iohannis hat laut Prognosen vom Sonntagabend bei der Präsidentenwahl in Rumänien einen klaren Vorsprung erzielt. Der 60-jährige kam demnach am Sonntag auf 39 Prozent der Stimmen. Er verfehlte aber die für einen Sieg in der ersten Runde notwendige absolute Mehrheit und muss in zwei Wochen in einer Stichwahl antreten. Sollten sich die Prognosen aufgrund von Nachwahlbefragungen bestätigen, würde die Sozialdemokratin Viorica Dancila in der Stichwahl gegen Iohannis antreten. Sie kann demnach mit 22,5 Prozent rechnen. Allerdings kann sich das noch massiv ändern, wenn die Stimmen der im Ausland lebenden Rumänen ausgezählt sind.

Die Wählerbefragungen führten die Meinungsforschungsinstitute Curs und Avantgarde durch. Mit belastbaren Ergebnissen wurde erst nach der Auszählung der Stimmzettel am Montag gerechnet.

Um die Stimmen der rund 18,2 Millionen rumänischen Wahlberechtigten hatten sich 14 Kandidaten beworben. Umfragen sahen Amtsinhaber Klaus Iohannis von Anfang an weit vorn. Aussichten auf den zweiten Platz hatten Ex-Ministerpräsidentin Viorica Dancila, Dan Barna von der Partei Union Rettet Rumänien und der frühere Schauspieler und Theaterdirektor Mircea Diaconu, der als Unabhängiger antritt. Viorica Dancila war von Januar 2018 bis vor einer Woche Ministerpräsidentin Rumäniens. Sie war per Misstrauensvotum im Parlament gestürzt worden. Ihr Nachfolger wurde Ludovic Orban, Vorsitzender der bürgerlichen Partei PNL, die den parteilosen Iohannis unterstützt. Er gehörte der Partei einst an.

Iohannis warb für sich als Pro-Europäer mit mäßigendem Einfluss. Dancila präsentierte sich als Sozialreformerin, die am besten zu den Nöten des Landes passe. "Ich habe gegen Austerität gestimmt, gegen die Kürzung von Renten und Gehältern, für ein Rumänien, wo die Bürger das Morgen nicht fürchten", sagte sie. Barna schließlich hoffte, vom Zorn über die Korruptionsskandale der Regierung zu profitieren. "Ich denke, die Rumänen wissen, was auf dem Spiel steht", sagte er.

Überschattet wurde die Wahl von einer politischen Krise um den Sturz der Sozialdemokratin Dancila im Oktober. Ihrer Regierung wurden Korruption und das Bestreben vorgeworfen, die Justiz streng kontrollieren zu wollen. Verglichen mit Deutschland verfügt der Präsident in Rumänien über größere Vollmachten. So kann er Personalvorschläge für das Amt des Regierungschefs, Ministerposten und Richterstellen zurückweisen und hat zudem Einfluss auf die Außen- und Sicherheitspolitik.

© SZ vom 11.11.2019 / AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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