Rüstungskauf:Begehrte Eisenkuppel

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Abwehrbereit: In Israel ist Iron Dome seit 2011 im Einsatz, etwa in der Stadt Aschdod nahe dem Gaza-Streifen. (Foto: David Buimovitch/AFP)

Die US-Armee erwirbt von Israel das mobile Raketenabwehrsystem Iron Dome - man wolle damit einen "kurzfristigen Bedarf" decken.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv

Mit Details wurde gegeizt, nur die Tatsache verkündet: Die US-Armee kauft von Israel das mobile Raketenabwehrsystem "Iron Dome" (Eisenkuppel), um einen "kurzfristigen Bedarf" zu decken. Iron Dome dient in Israel zur Abwehr von Kurzstreckenraketen - in den vergangenen Jahren vor allem von Geschossen aus dem Gazastreifen, die militante Palästinenser abfeuern. Zuletzt wurde in der Nacht zum Donnerstag eine einzelne Rakete Richtung Israel geschickt.

Das Iron-Dome-System solle erprobt werden, "um Mitglieder der US-Armee im Einsatz gegen eine Vielzahl von indirekten Schussbedrohungen und Bedrohungen aus der Luft zu schützen", hieß es in einer Stellungnahme. Die Verteidigungsministerien beider Länder hatten sich auf die Lieferung verständigt. Wie hoch die georderte Stückzahl und der Kaufpreis sind, blieb zunächst offen. Es hieß nur, dass eine "beschränkte Anzahl" des Systems angekauft werde. Geliefert werden soll bis 2020.

Zuvor hatte die US-Armee den Kongress darum gebeten, zwei Batterien kaufen zu dürfen und Mittel von 373 Millionen US-Dollar freizugeben. Eine Batterie besteht aus einem Radargerät zur Erfassung und Verfolgung anfliegender Raketen, drei Raketenwerfern mit je 20 Geschossen und einem Feuerleitsystem. Das System analysiert eine Bedrohung und zündet, falls nötig, eine Abwehrrakete, die das anfliegende Geschoss in der Luft abfängt. Eine wichtige Fähigkeit des Systems liegt darin, dass es die Flugbahnen der anfliegenden Raketen analysiert und nur diejenigen anvisiert, die eine Gefahr für bestimmte Ziele darstellen.

Nach dem Libanonkrieg 2006, als die Hisbollah Tausende von Raketen auf den Norden Israels feuerte, beschloss der damalige Verteidigungsminister Amir Peretz, ein neues Abwehrsystem entwickeln zu lassen. Die USA haben die Entwicklung, den Bau und die Instandhaltung des Systems mit Hunderten Millionen Dollar unterstützt, auch unter Obamas Regierung.

Dem israelischen Waffenproduzenten Rafael war es gelungen, das System Iron Dome innerhalb von vier Jahren zu entwickeln. Das mobile System ist seit dem Frühjahr 2011 im Einsatz. Es kann binnen weniger Stunden verlegt werden. Ein Nachteil von Iron Dome sind die hohen Kosten. Laut Expertenschätzung kostet jeder Abschuss rund 100 000 Dollar. Es gibt keinen hundertprozentigen Schutz, aber rund 85 Prozent der Geschosse wurden in den vergangenen sieben Jahren abgefangen - nach Militärangaben insgesamt 1700 Raketen.

Die USA haben zwar das THAAD-Raketenabwehrsystem, müssen aber eine Lücke schließen: Sie suchen nach einem speziell auf Kurzstreckenraketen ausgerichteten System. Weil eigene Entwicklungen teuer sind, hat man sich zum Ankauf entschlossen. Vergangenen September wurden zwei Wochen lang Tests von verschiedenen Systemen in New Mexico durchgeführt, ausprobiert wurde dabei auch Iron Dome, das Raketen aus einer Entfernung von bis zu 70 Kilometer abfangen kann. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der auch Außen- und Verteidigungsminister ist, bezeichnete den Ankauf durch die USA als "großen Erfolg für Israel".

Iron Dome wird von den staatlichen israelischen Rüstungsunternehmen Rafael Advanced Defense Systems und Israel Aerospace Industries hergestellt. Mit diesen beiden Unternehmen, die einen Milliardenumsatz erzielen, gehört Israel zu den Weltmarktführern im Militär- und Sicherheitsbereich. Aerospace Industries soll derzeit über Aufträge im Wert von vier Milliarden US-Dollar verfügen, vor allem im asiatischen Raum war man zuletzt sehr aktiv.

Eine enge Verflechtung gibt es auch mit der in Israel überaus vitalen Start-up-Szene. 450 Unternehmen beschäftigen sich in Israel alleine mit dem Thema Cybersecurity.

© SZ vom 08.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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