Rick Santorum ist der Favorit der Christlich-Konservativen:Wahrhaftigst rechts

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Das konservative Lager der US-Republikaner macht mobil für seinen Lieblingskandidaten im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur. Doch noch liegt Rick Santorum hinter Mitt Romney auf Platz 2 - bei der nächsten Vorwahl in South Carolina muss er dringend punkten.

Reymer Klüver, Washington

Ein größeres Lob kann es für einen Republikaner kaum geben: "Mir ist endlich klar geworden", sagte Gary Bauer, einer der Wortführer der evangelikalen Rechten Amerikas, "dass der nächste Ronald Reagan direkt vor meinen Augen steht" - und wies auf Rick Santorum, den Präsidentschaftskandidaten, den vor vier Wochen noch kaum jemand kannte und der nun nach seinem Überraschungserfolg beim Caucus der Republikaner in Iowa zum Liebling der Konservativen in seiner Partei aufgestiegen ist.

"Wir werden unsere Fahne hier aufstellen", sagte Rick Santorum bei einer Rede in Greenville, "wir haben immer gedacht, dass wir hier unter den drei ersten Vorwahlen die größte Chance haben zu gewinnen." (Foto: REUTERS)

Es war ein sogenanntes endorsement, eine klare Wahlempfehlung, die der einflussreiche Bauer am Sonntag bei einer Wahlkampfkundgebung Santorums in Greenville aussprach, einer Hochburg der Konservativen im ohnehin konservativen South Carolina. Nach New Hampshire ist der Bundesstaat am 21. Januar die nächste Station in der Vorwahlserie der Republikaner.

Wenn Santorum überhaupt eine Chance haben will, sich als klare, noch konser-vativere Alternative zum gegenwärtigen Favoriten im republikanischen Präsidentschaftsrennen zu etablieren, dann braucht er in South Carolina einen Sieg oder zumindest einen so eindrucksvollen zweiten Platz, dass er genug Rückhalt gewinnt, um in den weiteren Vorwahlen punkten zu können. Das hat nicht nur Santorum erkannt: "Wir werden unsere Fahne hier aufstellen", versprach er bei dem Auftritt in Greenville, "wir haben immer gedacht, dass wir hier unter den drei ersten Vorwahlen die größte Chance haben zu gewinnen."

Das haben auch die evangelikalen Christen erkannt, eine noch immer einflussreiche Wählergruppe: Ihre Anführer beginnen sich hinter dem Katholiken Santorum zu scharen. Tatsächlich dürften die Wähler bei der Vorwahl der Republikaner in South Carolina empfänglich sein für Santorums Botschaft wider Abtreibung und Schwulenehe und für traditionelle Werte. Eine Analyse der Wählerdaten vor vier Jahren ergab: Fast zwei Drittel gingen mindestens einmal die Woche zum Gottesdienst, und sieben von zehn waren für ein Abtreibungsverbot.

Nicht nur Bauer lobt Santorum: Er vertrete einen Konservatismus, "der die Republikanische Partei eint" - ein Seitenhieb auf Romney, den konservative Republikaner als ideologisch unzuverlässig ablehnen und dem sie als Präsidentschaftskandidaten nur widerwillig ihre Stimme geben würden.

"Der wahrhaftigste unter den wahren Sozialkonservativen"

Auf CNN erklärte der Chef der Jungchristen-Organisation Chris LaTondresse, dass Santorums Botschaft am ehesten junge Evangelikale anspreche. Und im Wall Street Journal schrieb der Chef der Evangelikalen-Zeitung Christian Post, Richard Land, dass Santorum der "wahrhaftigste unter den wahren Sozialkonservativen" sei.

Die Evangelikalen wollen offenkundig ein Szenario wie vor vier Jahren vermeiden. Damals hatte in Iowa ebenfalls überraschend der evangelikale ehemalige Gouverneur von Arkansas, Mike Huckabee, gewonnen. Auch er brauchte damals einen Erfolg in South Carolina, um sich als ernstzunehmende konservative Alternative zum Favoriten John McCain ins Spiel zu bringen. Doch konnte er seinerzeit nicht die Stimmen der McCain-Gegner auf sich vereinen, kam nur auf den zweiten Platz und musste aufgeben.

Santorum könnte vor einem ähnlichen Szenario stehen. In den Umfragen führt noch immer klar der Favorit Romney, Santorum liegt bei 20 Prozent. Seine Mitbewerber Newt Gingrich und Rick Perry, die ebenfalls auf die Stimmen der konservativen und evangelikalen Wähler setzen, aber kommen bisher auf 19 und fünf Prozent - die entscheidenden Punkte, die Santorum für einen Sieg gegen Romney fehlen könnten.

© SZ vom 10.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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