Reisezeit:Test nach dem Urlaub

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Rückkehrer aus Risikogebieten sollen die Quarantänepflicht mit kostenlosen Tests umgehen können. Fluggäste sollen registriert werden.

Von Philipp Bovermann, Berlin

Urlaubsrückkehrer sollen sich künftig kostenlos auf eine Corona-Infektion testen lassen können. Auch Menschen, die nicht aus einem als Risikogebiet eingestuften Land zurück nach Deutschland kommen, soll ein kostenloser Test ermöglicht werden. Allerdings nicht am Flughafen, sondern über die Kassenärztlichen Vereinigungen, also etwa beim Hausarzt. Das hat die Gesundheitsministerkonferenz von Bund und Ländern am Freitag in einem Telefonmeeting beschlossen.

Die Minister wollen so Reiserückkehrer davon entbinden, nach der Ankunft in Deutschland in eine zweiwöchige Quarantäne gehen zu müssen. Die Tests sollen weiterhin freiwillig bleiben. Eine rechtliche Verpflichtung, sich testen zu lassen, "wird geprüft", heißt es in dem Beschluss.

Bislang haben die Gesundheitspolitiker weitgehend auf die Eigenverantwortung der Urlauber gesetzt. Wer aus einem Risikogebiet einreist, muss sich beim Gesundheitsamt melden und in häusliche Quarantäne gehen - oder einen negativen Coronatest vorlegen, der nicht älter ist als 48 Stunden. Die Ämter erfahren allerdings nur von denjenigen Einreisenden, die sich tatsächlich melden.

Nun setzt die Politik verstärkt auf Kontrollen. Um besser überblicken zu können, wer aus welchem Land eingereist ist, sollen die sogenannten Aussteigekarten wieder eingeführt werden. Im März mussten Flugreisende darin Wohnadresse, Aufenthaltsort und Sitzplatznummer im Flugzeug eintragen, dann aber wurden die handschriftlich ausgefüllten Formulare abgeschafft, weil sie als unpraktisch galten. Nun sollen die Karten zurückkommen, nicht nur für Fluggäste, sondern auch für Reisende, die per Bus, Bahn oder Schiff die Grenze überschreiten. "Perspektivisch soll die Übermittlung von Passagierdaten digital erfolgen", beschlossen die Gesundheitsminister.

Zudem soll die Bundespolizei stärker kontrollieren, ob die häusliche Quarantäne eingehalten wird. Im grenznahen Gebiet sollen häufiger "stichprobenhafte Kontrollen mit der Möglichkeit der Erhebung von Personendaten" durchgeführt werden. Mehrsprachige Infotafeln sollen an den Einreisepunkten über Quarantäneverpflichtungen und Testmöglichkeiten informieren. An Grenzübergängen sollen Testcenter entstehen.

"Wenn man die Leute erst einreisen lässt, und sie dann wieder durch die Gegend fahren, vergeht natürlich Zeit, in der sie weiter ansteckend sein können", sagte Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, der ARD. Zuletzt wurden in manchen Bundesländern vermehrt Infektionen bei Rückkehrern von Auslandsreisen entdeckt. Am Freitag hat das Robert-Koch-Institut stark gestiegene Zahlen an Neuinfektionen in Deutschland gemeldet. An einem Tag wurden 815 Personen neue Fälle gemeldet.

Bund und Länder wollen sich die Kosten für die Tests teilen. Später sollen sie mittelbar auf die Flugtickets umgelegt werden. Die Kosten eines Tests könnten Schätzungen zufolge bei 50 bis 70 Euro liegen, heißt es aus einer Landesregierung.

© SZ vom 25.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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