Regierungsbildung:Viele Hindernisse und eine Falle

Eigentlich kann die SPD kaum noch anders, als sich wieder in eine Koalition zu fügen.

Von Nico Fried

Nun hat sich Angela Merkel selbst übertroffen. Die Kanzlerin hielt mit 86 Tagen schon bisher den Rekord der längsten Regierungsbildung, aufgestellt 2013, auch damals unter tätiger Mithilfe der SPD. 2017 sind es nun bereits 87 Tage, und es könnten mindestens noch mal so viele dazukommen. Diese Regierungsbildung schlägt alle Rekorde, leicht zugespitzt kann man sogar sagen, dass ein Jahr dafür nicht ausreichen wird: Union und SPD knabbern auch noch 2018 an.

SPD-Chef Martin Schulz hat an seinem 62. Geburtstag sechs Stunden lang vorsondiert. Viele Menschen müssen an ihrem Geburtstag arbeiten, wohl wahr, und Kollegen wie Alexander Dobrindt, mit denen man den Kuchen eigentlich nicht teilen will, gibt es auch in anderen Berufen. Trotzdem scheint Schulz' Einsatz auch ein Indiz dafür zu sein, dass nicht nur die Intensität der Bemühungen, sondern auch die Bereitschaft zum Regieren wächst. Jedenfalls bei den Sozialdemokraten da oben.

Die da unten an der Basis treibt bekanntlich die Sorge um, die SPD könne in einer Neuauflage der großen Koalition zerrieben werden. Deshalb hat die Partei den Weg dorthin mit ganz vielen Hindernissen zugestellt. Damit aber hat sich die SPD auch selbst eine Falle gestellt: Irgendwann dauert der Prozess so lange, dass keine Regierungsbeteiligung der Partei so schweren Schaden zufügen könnte, wie es deren Verweigerung täte.

© SZ vom 21.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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