Reaktionen im Nahen Osten:"Blair wird sich wie Clinton einsetzen"

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Der scheidende britische Premier will künftig als Sondergesandter im Nahen Osten auf den Frieden hinarbeiten. Unter israelischen und palästinensischen Politikern weckt die mögliche Personalie große Hoffungen - und Vorbehalte.

Thorsten Schmitz und Oliver Das Gupta

Die Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas wertet die mögliche Berufung Blairs als Sonderbeauftragten als "positive Entwicklung". Die Partei habe keine Vorbehalte, sagte der Sprecher der Bewegung im Westjordanland, Jamal Nazzal, zu sueddeutsche.de.

Die Fatah setzt darauf, dass sich Blair ebenso engagieren wird wie der frühere US-Präsident Bill Clinton: "Blair wird sich energisch einsetzen, wie sich Clinton früher eingesetzt hat." Zwar habe seine Rolle im Irak-Krieg seinem Ansehen in der arabischen Welt geschadet. "Aber er hat jetzt die Chance, das alles vergessen zu machen", sagte Nazzal.

Der palästinensische Parlamentsabgeordnete Mustafa Barghuti, der bis vor einer Woche noch das Amt des Informationsministers der palästinensischen Regierung ausgeübt hat, beurteilt eine mögliche Berufung Blairs mit Skepsis.

Gegenüber der SZ erklärte Barghuti, der der Partei "Unabhängiges Palästina" und nicht der Fatah angehört, Blair verfüge "durchaus über die Fähigkeiten und den Charme" eines "herausragenden Politikers" mit Vermittlungsfähigkeiten.

Er fürchte indes, dass Blair als "Handlanger des Nahost-Quartetts" lediglich die Politik von USA und Israel weiter betreiben und daher den Palästinensern keine Hilfe sein werde. Darüber hinaus verwies Barghuti auf Blairs Unterstützung im Irak-Krieg, was seinem Ruf in der arabischen Welt geschadet habe.

Die Hamas hatte bereits durch einen ihrer Sprecher zu Beginn der Woche Blair als Nahost-Sonderbeauftragten abgelehnt. Der am Mittwoch aus dem Amt scheidende britische Premierminister habe "bereits genug Schaden angerichtet".

"Wir brauchen jemanden, der uns hilft"

Im Gegensatz zu den arabischen Reaktionen fällt die israelische erwartungsgemäß positiv aus. Die Sprecherin von Israels Regierungschef, Miri Eisen, sagte, Ehud Olmert begrüße die Idee, Blair zum Sondergesandten zu ernennen. Dies könnte ein "positiver Beitrag zur Wiederbelebung des Friedensprozesses" sein.

Zuvor hatten bereits Politiker jeglicher Couleur in Israel den Vorschlag begrüßt, dass Blair künftig zwischen Israel und den Palästinensern vermitteln könnte.

Der frühere Justizminister Jossi Beilin verwies auf frühere Äußerungen Blairs. Dieser habe bereits mehrfach versichert, er wolle einen Großteil seiner Zeit dem Nahost-Konflikt widmen: "Und wir brauchen jemanden, der uns hilft, wir hatten lange keinen."

Die frühere Präsidentschaftskandidatin von der Arbeitspartei, Colette Avital, erhofft sich von Blair als UN-Gesandtem "neue Energie" für den Friedensprozess.

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