Rätsel der Woche:Wie lang ist die optimale Arbeitszeit?

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Fitter, motivierter, effizienter: Studien zeigen, dass sich Sechs-Stunden-Arbeitstage positiv auf die Produktivität auswirken. Auch neues Personal zu finden ist leichter. Die Umsetzung aber hat Hürden.

Von Thomas Öchsner

Acht Stunden lang ist der traditionelle Arbeitstag in Deutschland. Vorerst noch. Gewerkschaften, Arbeitgeber, Politiker diskutieren darüber, ob ein flexibleres Arbeitszeitgesetz nötig sei. Aber wie lange sollte ein Mensch überhaupt arbeiten, um stets voll leistungsfähig zu sein?

Sicher ist: Je mehr Überstunden anfallen, desto mehr Beschäftigte empfinden ein Ungleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit, desto häufiger sind gesundheitliche Beschwerden und desto geringer ist die Arbeitsproduktivität. "Die tägliche Mehrarbeit birgt Risiken, welche die höhere Leistung, die vermeintlich erreicht wird, letztendlich überwiegen", sagt der Mainzer Arbeitspsychologe Thomas Rigotti. Auch ohne Pausen zu schuften, ist nicht sinnvoll. "Der Mensch kann nicht durchgehend acht Stunden bei immer voller Leistung arbeiten", sagt Ufuk Altun vom Institut für angewandte Arbeitsmedizin. Wäre also weniger mehr?

Versuche in Schweden mit einem Sechs-Stunden-Tag in kommunalen Kliniken und Pflegeheimen bei vollem Lohnausgleich zeigen: Ja, die Beschäftigten sind fitter und motivierter, arbeiten effizienter. Dem Personal passieren weniger Fehler. Die Krankenquote ist teilweise zurückgegangen. Auch ist es leichter, Personal für die Arbeit zu finden. Einige Modellversuche wurden aber bereits wieder abgebrochen, weil die Kosten für mehr Personal schlichtweg zu hoch waren. Und einfach auf andere Unternehmen und Branchen übertragen lässt sich ein Sechsstundentag ohnehin nicht, es sei denn, die Arbeit, etwa am Montageband, wird extrem verdichtet oder der Arbeitgeber ist bereit, die Zusatzkosten zu tragen.

Unternehmen wie der schwedische Spiele-Entwickler Filimundus werden daher wohl vorerst die Ausnahme bleiben: Dort wird drei Stunden vor und drei Stunden nach der Mittagspause gearbeitet. Der Chef verlangt dafür, dass sich die Mitarbeiter die sechs Stunden voll konzentriert zur Sache gehen - und all die Dinge weglassen, die man sonst so nebenbei tut bei acht Stunden Schreibtischarbeit.

© SZ vom 18.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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