Rätsel der Woche:Welche Rolle spielen Frauen bei Dschihadisten?

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Es gab einmal eine Anordnung im "Islamischen Staat", dass Frauen keine Anschläge begehen sollen. Doch dieses Gebot ist gelockert worden - mit fatalen Folgen.

Von Paul-Anton Krüger

Frauen, die Selbstmordattentate begehen, gibt es in islamistischen Terror-Organisationen schon länger. Am bekanntesten sind die "schwarzen Witwen" aus Tschetschenien, aber auch al-Qaida im Irak, die Vorläufer-Organisation der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), rekrutierte bereits Attentäterinnen - oft waren es Frauen von Kadern, die getötet worden waren. Eine belgische Konvertitin, Muriel Degauque, sprengte sich im November 2005 in Bagdad in die Luft. Abu Musab al-Sarkawi, Chef der al-Qaida im Irak, schickte zur gleichen Zeit vier Attentäter in Hotels in Amman, die 60 Menschen umbrachten: Sajida al-Rischawi attackierte mit ihrem Mann das Radisson, ihre Sprengstoffweste explodierte aber nicht. Im Februar 2015 versuchte der IS, Rischawi im Austausch für eine japanische und eine jordanische Geisel aus jordanischer Haft freizupressen. Die Geheimdienste wussten aber offenbar, dass der Jordanier tot war, das bestehende Todesurteil gegen Rischawi wurde später vollstreckt.

Gab es 2008 noch Berichte über regelrechte Brigaden von Selbstmordattentäterinnen bei al-Qaida im Irak, ordnete der Schura-Rat des IS offenbar 2010 unter Abu Omar al-Bagdadi an, dass Frauen keine solchen Anschläge mehr begehen sollten. Im Februar 2014 stellte der IS in seiner Hauptstadt Raqqa in Syrien zwei Frauen-Brigaden auf, von denen eine als Sittenpolizei fungiert und die andere an Straßensperren eingesetzt wurde. Der selbsternannte Kalif Abu Bakr al-Bagdadi soll das Verbot von Selbstmordattentaten gelockert haben. Demnach dürfen Frauen sich in die Luft sprengen, wenn das Haus angegriffen wird, in dem sie sich aufhalten. In Istanbul tötete sich im Januar eine 18-Jährige aus der russischen Kaukasus-Republik Dagestan mit einer Bombe, nachdem ihr Mann, ein aus Tschetschenien stammender Norweger, getötet worden war. Er kämpfte für den IS in Syrien.

© SZ vom 21.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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