Rätsel der Woche:Warum bilden Autofahrer keine Rettungsgasse?

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So schwer ist das ja nun wirklich nicht. Oder doch? Immer wieder beklagen Polizisten und Rettungsdienste, dass sie im Notfall nicht durchkommen. Allein an der Sturheit der deutschen Autofahrer liegt das aber nicht.

Von Marco Völklein

Es ist ja gar nicht schwer, eine Rettungsgasse zu bilden. Im Grunde ist es sogar ganz einfach: Wer auf der äußerst linken Spur fährt, steuert sein Auto nach links, die Fahrer auf allen anderen Spuren lenken nach rechts, und zwar möglichst schon, sobald der Verkehrsfluss zu stocken beginnt - denn wenn die Fahrzeuge erst einmal stehen, fehlt oft der Platz, um das Fahrzeug zur Seite zu steuern. Doch immer wieder beklagen Hilfsorganisationen und Polizisten, dass sie auf den Straßen schlecht durchkommen, so zum Beispiel bei dem schweren Busunfall bei Münchberg auf der A9 Anfang Juli. Es kann zweifellos schwerwiegende Folgen haben, wenn Notarztwagen nicht zügig zu Verletzten durchdringen.

Tatsächlich gab in einer repräsentativen Forsa-Umfrage kürzlich etwa jeder Zweite an, nicht zu wissen, wie er auf einer dreispurigen Straße den Weg für Retter freimachen soll; etwa jeder Dritte weiß nicht, wie die Rettungsgasse bei zwei Spuren funktioniert. Vielleicht kommt die Unsicherheit auch daher, dass der Gesetzgeber erst zum Jahresbeginn die Straßenverkehrsordnung neu formuliert hat. Früher musste bei Autobahnen mit vier Fahrspuren pro Richtung die Gasse in der Mitte gebildet werden. Nun gilt auch hier die oben genannte Regelung. Sven Rademacher vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) glaubt, oft fehle es "den Leuten am Bewusstsein und an der Regelkenntnis".

Vor Jahren schon hatte der DVR deshalb bundesweit etwa 500 Banner an Brücken aufhängen lassen, die erklären, wie die Rettungsgasse funktioniert. Aus Sicht des Auto Club Europa (ACE) reicht das nicht: In Österreich zum Beispiel stehen große Hinweisschilder an den Straßen, der Autobahnbetreiber Asfinag weist im Internet in acht Sprachen auf die Gassen hin. Daran könnte sich Deutschland orientieren, sagt Anja Smetanin vom ACE. Rademacher rät zudem, die Rettungsgasse lange offen zu halten: "Oft fahren mehrere Fahrzeuge zum Einsatzort." Und oft müssen am Ende noch Abschlepper und Kehrmaschine an die Unfallstelle. Wer die behindere, "der steht nur noch länger im Stau".

© SZ vom 05.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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