Rätsel der Woche:War es Tee, was die Queen Trump servierte?

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Hängt ganz vom Antwortgeber ab: Chinesen dürfte der Tee der Royals ähnlich verstören wie Franzosen die chinesische Rotweinschorle mit Sprite.

Von Kai Strittmatter

Donald und Melania Trump waren am Freitag bei der Queen in Windsor zum Tee eingeladen. Doch Tee ist in England nicht das, was er in seinem Ursprungsland China ist. Er heißt dort vor allem "Cha", und Teetrinken ist in China Kulturtechnik, spätestens seit dem "Teeklassiker" des Autors Lu Yü (728 bis 804). Der Teebusch stammt aus der Gegend des heutigen Yunnan, Händler der holländischen Ostindien-Kompanie brachten ihn Anfang des 17. Jahrhunderts erstmals nach Europa. Die alten Handelsrouten haben ihre Spur hinterlassen in den Namen, welche die Völker der Welt dem Getränk gaben: Das nordchinesische Cha machten Hindi und Russen, die ihren Tee vor allem durch Überlandkarawanen besorgten, einfach zu Chai. Pate für das englische tea, das französische thé und unseren Tee hingegen stand der Amoy-Dialekt der südchinesischen Provinz Fujian - dort heißt Tee nämlich T'e. Und von Südchina aus legten die Schiffe ab, die zum Beispiel England erreichten.

Auf dem Weg in den Westen widerfuhren dem Tee so einige Dinge, die die Chinesen bis heute belustigt-befremdet beobachten. Dass Europäer und Amerikaner seit zweihundert Jahren den fermentierten Schwarztee dem in China bevorzugten nichtfermentierten grünen Tee bevorzugen - geschenkt. Aber dass sie selbst die guten Tees, die die Queen bei einem Staatsgast auffährt, mit Milch oder Zucker panschen, dass will den meisten nicht in den Kopf. Chinesen, die in Europa Zeugen dieses Aktes werden, reagieren oft ähnlich konsterniert wie jene Franzosen in China, denen die Gastgeber die in Chinas Neureichenkreisen lange populäre Schorle aus Rotwein und Sprite servieren. Zen-Mönche machten die Zubereitung des Tees einst zu einer meditativen Übung. Tee zügelt das Temperament, so die Idee, Tee kultiviert. Eine solche Zeremonie war auf Schloss Windsor nicht vorgesehen.

© SZ vom 14.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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