Putin und Erdoğan:Regeln für die Spieler

Die EU kann den beiden Präsidenten Grenzen setzen.

Von Stefan Kornelius

Kaltschnäuzig schaffen es der türkische und der russische Präsident, eine der gefährlichsten Rivalitäten auf dieser Erde wegzulächeln, deren Urheber sie höchstselbst sind. Recep Tayyip Erdoğan und Wladimir Putin sitzen persönlich am Blasebalg, der die Feuer der Bürgerkriege in Syrien und in Libyen anheizt. Wird ihnen die Hitze zu groß, verkünden sie eine Waffenruhe oder einen Deal - nur um die nächste Gelegenheit wieder zur Eskalation zu nutzen.

Die beiden sind getrieben von der Vorstellung, alte Größe wiederherstellen zu können. Tatsächlich fahren sie immer nur den billigen Tagesgewinn ein; sie zerstören mehr als sie aufbauen. In Potentaten-Posen ziehen sie Grenzen und setzen Regeln nach Gusto. Wenn es der Moment erlaubt, verabreden sie Rüstungsgeschäfte, ehe sich ihre Satrapen wieder beschießen.

Anders als im Konflikt zwischen den USA und Iran haben die EU und Deutschland einen Hebel, um Erdoğan und Putin in die Schranken zu weisen: die wirtschaftliche Abhängigkeit beider Staaten. Das sollten die Außenminister in Brüssel und die Bundeskanzlerin bei ihrem Besuch in Moskau am Wochenende klarstellen: Es kann keine Normalität im Verhältnis geben, solange Putin und Erdoğan internationale Normen verhöhnen. Für Europa steht gerade weit mehr auf dem Spiel als ein paar Handels-Euro.

© SZ vom 09.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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