Neulich, als der Umgang der CDU mit modernen Gesellschaftserscheinungen allerorten diskutiert wurde, war seine Expertise wieder heiß begehrt. "Die Union trifft nicht mehr das Lebensgefühl der Menschen in Großstädten", sagte der Politologe Gerd Langguth da in Interviews. "In den Städten wird der generelle Wertewandel der Gesellschaft vorweggenommen - von der Schwulen-Ehe über die Bildung bis hin zum multikulturellen Miteinander. Mit dieser Entwicklung tut sich die Union schon seit Jahren schwer."
Gerd Langguth galt als ein intimer Kenner der CDU. Deswegen war sein Wort gefragt - seine persönliche Nähe zu den Christdemokraten (Ende der Siebzigerjahre saß er für die Partei einige Jahre im Bundestag, zudem im Bundesvorstand) hielt den Politikwissenschaftler von kritischen Worten aber nicht ab. Der 1946 in Baden-Württemberg geborene Langguth studierte Politikwissenschaft, Staatsrecht und Geschichte in Bonn, wo er über die Protestbewegung der 68er seine Promotion anfertigte. Bis zuletzt unterrichtete er an der Universität der früheren Hauptstadt Politikstudenten.
Karrierestationen waren unter anderem: Direktor der Bundeszentrale für politische Bildung, Bevollmächtigter des Landes Berlin beim Bund, Chef der deutschen Vertretung der EU-Kommission. Vor allem aber als Publizist bleibt sein Schaffen in Erinnerung. Hier sind die Biografien über Kanzlerin Angela Merkel und über den früheren Bundespräsidenten Horst Köhler hervorzuheben. Als Gastautor war er auch für die Süddeutsche Zeitung tätig.
Gerd Langguth ist am Sonntagabend laut Medienberichten in Köln im Alter von 66 Jahren gestorben.