Proteste in Tibet:Chinesische Polizei schießt auf Demonstranten

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Die chinesische Polizei ist gewaltsam gegen Dutzende tibetische Demonstranten vorgegangen. Seit einer Woche hat es immer wieder Proteste gegeben, weil viele Tibeter zum chinesischen Nationalfeiertag nicht die chinesische Flagge hissen wollten.

Polizisten in China sollen auf protestierende Tibeter geschossen und mindestens 60 Menschen verletzt haben. Mit scharfer Munition und Tränengas hätten die Sicherheitskräfte in der tibetischen Gemeinde Biru in der Region Naqu in die Menge gefeuert, berichtete der US-Sender Radio Free Asia (RFA).

Weil Menschen in Tibet zum chinesischen Nationalfeiertag am 1. Oktober nicht die chinesische Flagge an ihren Häusern hissen wollten, hatte es seit etwa einer Woche immer wieder Proteste gegeben. Die Situation eskalierte laut RFA, als Demonstranten vor einem Polizeigebäude die Freilassung eines festgenommenen Mannes forderten. Er war demnach im Anschluss an einen Protest in Gewahrsam genommen worden. Chinesische Behörden in Tibet wollten sich nicht zu den Vorwürfen äußern.

Einige Ladenbesitzer in der Gemeinde Biru wollen nichts von den Protesten bemerkt haben. Der Radiosender RFA hingegen berief sich auf Augenzeugen und Exiltibeter in Indien. "Viele der Verletzten hatten Schusswunden an den Händen und Beinen. Andere verloren das Bewusstsein, als die Polizei mit Tränengas in die Menge schoss", hieß es weiter in dem Bericht.

Das tibetische Zentrum für Menschenrechte in Indien berichtete auch von weiteren Festnahmen in Biru vor mehr als einer Woche. Demnach seien nach Zusammenstößen mit der Polizei in Biru im September 40 Tibeter in Gewahrsam genommen worden.

Seit Jahrzehnten kommt es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen in dem größten Hochland der Erde. Nach der Gründung der kommunistischen Volksrepublik 1949 war die Volksbefreiungsarmee in Tibet einmarschiert. Tibetische Vertreter gaben daraufhin ihre Unabhängigkeit auf, bekamen aber weitreichende Autonomie zugestanden. Es brachen wiederholt Unruhen aus, die in einen Volksaufstand mündeten. Seitdem kommt es immer wieder zu Protesten und Selbstverbrennungen von Tibetern.

© Süddeutsche.de/dpa/dayk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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