Proteste in Syrien:"Exzessive Gewalt" gegen Demonstranten

Lesezeit: 1 min

Syrische Sicherheitskräfte sollen bei Demonstrationen erneut Dutzende Regierungsgegner erschossen haben. Menschenrechtler fordern: "Das Töten muss aufhören." Doch trotz des harten Durchgreifens der Truppen von Machthaber Assad scheinen sich die Proteste auszuweiten.

Tausende Syrer haben am Samstag bei den Begräbniszügen für Dutzende am Vortag getötete Demonstranten mit Fahnen und Parolen gegen die Gewaltherrschaft von Präsident Baschar al-Assad protestiert. Vor allem in der westlichen Stadt Homs und in der nordwestlichen Provinz Idlib strömten mächtige Trauergemeinden zusammen, die den Särgen der "Märtyrer" folgten.

Proteste in Syrien: Der Fernsehsender al-Arabiya zeigte am Freitag ein Video mit einer Demonstration in einem nicht weiter bezeichneten Ort in Syrien. (Foto: dpa)

Die Nationale Organisation für Menschenrechte in Syrien bezifferte am Samstag die Zahl der Todesopfer vom Vortag mit 44. Nach Angaben der im Exil tätigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind in Syrien seit Beginn der Proteste Mitte März 835 Menschen getötet worden, unter ihnen 138 Polizisten und Soldaten.

Die staatliche Nachrichtenagentur Sana behauptete am Samstag, bei Angriffen "krimineller Elemente" seien am Freitag in Syrien 17 Polizisten, Soldaten und Zivilisten getötet worden. Die Überprüfung solcher Angaben ist praktisch unmöglich, weil das syrische Regime keine ausländischen Journalisten im Land arbeiten lässt.

Das Innenministerium genehmigte nach Angaben von Aktivisten unterdessen überraschend eine Mahnwache für die zahllosen Menschen, die seit Beginn des Aufstandes gegen Assad im März getötet wurden. Das Gedenken soll demnach am Montag in der Hauptstadt Damaskus stattfinden. Komitees von Regierungsgegnern riefen am Samstag dazu auf, die Mahnwache als Sitzstreik "bis zum Sturz des Regimes" zu nutzen. Der private Rundfunksender Scham berichtete, den Aktivisten sei eine zweistündige Veranstaltung erlaubt worden.

Aus Sicherheitskreisen im Libanon verlautete, an der Grenze hätten tausende syrische Soldaten Stellung bezogen, um die Flucht syrischer Staatsbürger zu verhindern. Damit könnten Syrer die Grenze nur noch an offiziellen Grenzübergängen passieren und nicht mehr illegal in den Libanon gelangen, sagte der Gewährsmann. Etwa 10.000 Syrer sind demnach seit einem Militäreinsatz in der westlichen Stadt Talkalach vergangene Woche in den benachbarten Libanon geflohen.

© AFP/dapd/dpa/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: