Proteste gegen Regierung in Rumänien:Die Wut wächst

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Seit Tagen kommt es in Rumänien zu heftigen Protesten und gewaltsamen Ausschreitungen gegen den Sparkurs der Regierung. Jetzt haben sich wieder Hunderte auf dem Universitätsplatz in Bukarest versammelt, um gegen Ministerpräsident Boc zu demonstrieren. Der ist inzwischen zu Zugeständnissen bereit, doch die Demonstranten lassen sich nicht so einfach besänftigen.

Es sind vor allem Rentner und Studenten, die sich am Montagnachmittag auf dem Universitätsplatz der rumänischen Hauptstadt versammeln. Etwa 1000 Menschen haben sich eingefunden. "Freiheit" skandieren die Demonstranten, auf einem Transparent steht: "Hunger und Armut haben Rumänien im Griff". Die Proteste richten sich gegen das bürgerlich-konservative Kabinett von Ministerpräsident Emil Boc und dessen harten Sparkurs.

In den vergangenen beiden Jahren hat die Regierung die Beamtenlöhne gekürzt, Rentenerhöhungen ausgesetzt und vor allem die Mehrwertsteuer drastisch erhöht: Von 19 auf 24 Prozent - das trifft vor allem einfache Leute mit wenig Einkommen. Mit dem Sparprogramm will das von der Finanzkrise betroffene EU-Land Auflagen des Internationalen Währungsfonds erfüllen und sich auf den für 2015 geplanten Euro-Beitritt vorbereiten.

Gegen diese Politik gehen die Menschen auf die Straße - in Bukarest und in anderen Städten des Landes. Am Montag formieren sich Protestkundgebungen auch im westrumänischen Timisoara sowie in Craiova und Constanta am Schwarzen Meer. Es ist bereits der fünfte Tag in Folge, an dem es Demonstrationen gegen die Regierung gibt.

Eine zunächst friedliche Kundgebung in der Hauptstadt war am Sonntagabend eskaliert: Einige Randalierer hatten Steine geworfen sowie brennende Fackeln und Molotow-Cocktails auf Polizisten geschleudert. Mindestens 50 Menschen wurden dabei verletzt, 29 Demonstranten vorläufig festgenommen.

Ministerpräsident Emil Boc verurteilte die Gewaltausbrüche und warnte vor einer Gefährdung der wirtschaftlichen Stabilität des Landes. Die Sparpolitik habe die Konjunkturdaten Rumäniens verbessert, jedoch sei dies "nicht von heute auf morgen" für die Menschen zu spüren.

Zugleich äußerte er Verständnis für die Empörung der Demonstranten: "Für Dialog gibt es weiten Raum, aber keinen Raum für Gewalt". Als Zugeständnis an die Demonstranten kündigte Boc eine Überarbeitung der umstrittenen Gesundheitsreform an.

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