Proteste gegen Atommüll-Transport:Castor-Transport in Gorleben angekommen

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Die letzte Etappe ist geschafft: Der bisher längste und teuerste Castor-Transport ist in Gorleben angekommen. Bis zum Schluss haben Atomkraftgegner erbitterten Widerstand geleistet - zwei Demonstranten war es gelungen, die Behälter kurz vor ihrem Ziel nochmals aufzuhalten. Der Polizeieinsatz war massiv, Hunderte wurden verletzt.

Nach massiven Protesten ist der längste Castor-Transport aller Zeiten am späten Montagabend im Zwischenlager Gorleben angekommen. Der Konvoi ins niedersächsische Wendland war mehr als fünf Tage unterwegs, weil er durch Blockaden tausender Atomkraftgegner immer wieder aufgehalten wurde. Die letzte 20 Kilometer lange Etappe wurde von einem riesigen Polizeiaufgebot gesichert. Dabei kam der Konvoi zeitweise nur im Schritttempo voran. Trotz der hohen Sicherheitsvorkehrungen gelang es zwei Atomkraftgegnern, auf einen der Tieflader zu klettern und den Tross damit kurz vor dem Ziel noch einmal eine Stunde aufzuhalten.

Schon jetzt steht auch fest: Der 13. Transport nach Gorleben wird wohl der bisher teuerste gewesen sein. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) sagte: "Wir müssen davon ausgehen, dass er nicht günstiger wird als 2010." Schünemann sagte auch, er hoffe auf ein Ende der Atommüll-Transporte nach Niedersachsen. "Wir gehen erstmal davon aus, dass Niedersachsen seinen Beitrag geleistet hat", betonte er. Zwar muss Deutschland im Jahr 2014 noch Atommüll aus der Wiederaufarbeitung im englischen Sellafield zurücknehmen, die Kraftwerksbetreiber können aber selbst entscheiden, ob sie ihn nach Gorleben bringen.

Die Atomkraftgegner im Wendland bewerteten ihren tagelangen Protest als Erfolg. Einmütig forderten die Widerstandsgruppen, dass die Politik den Bürgerprotest endlich ernst nehmen müsse und die Planung für ein mögliches Endlager in Gorleben sofort stoppen solle. Jochen Stay von der Anti-Atominitiative "Ausgestrahlt" sagte, Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) sei mit seiner Politik gescheitert. "Ein Konsens im Bundestag ist kein Konsens in der Bevölkerung."

Die Demonstranten wollten den Atommüll-Konvoi stoppen, weil sie das oberirdische Zwischenlager mit dem strahlenden Abfall für zu unsicher halten. Außerdem forderten sie die Bundesregierung auf, den Salzstock in Gorleben als möglichen Endlager-Standort aufzugeben.

Die Atomkraftgegner kündigten auch nach der Ankunft des Transports im Zwischenlager Gorleben weitere Aktionen an. "Der Castor-Transport ist am Ende, wir noch lange nicht", erklärte die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Die Umweltschutzorganisation Robin Wood erklärte, die Anti-Atom-Bewegung sei stark und werde weitermachen "bis die verantwortungslose Atommüll-Produktion gestoppt ist".

Hunderte Verletzte - bei Polizei und Demonstranten

Durch den harten Einsatz der Polizei seien 355 Demonstranten verletzt worden seien, davon fünf schwer, beklagten die Atomkraftgegner. "Die Nervosität und Aggressivität bei den Polizeikräften ist größer geworden", bilanzierte die Bäuerliche Notgemeinschaft, in der sich vor allem Landwirte aus der Region gegen das Atomlager Gorleben zusammengeschlossen haben. Die Polizei sei überzogen gegen die Blockierer vorgegangen. Bis zuletzt hatten die Einsatzkräfte Wasserwerfer gegen einzelne Demonstranten eingesetzt. Diese sollen Beamte unter anderem mit Feuerwerkskörpern und nagelgespickten Golfbällen beworfen und Strohballen angezündet haben.

Dagegen betonte Innenminister Schünemann, die Polizei habe keine Fehler gemacht. "Die Einsatzkräfte sind bei den Sitzblockaden sehr besonnen vorgegangen", sagte er. Nach ersten Schätzungen seien auch etwa 100 Polizisten verletzt worden. Sie waren an vielen Orten in schwere Krawalle mit gewaltbereiten Atomgegnern verwickelt worden.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) beklagte zunehmende und aggressivere Angriffe gegen Beamte. "Der Vorwurf, dass Gewalt von der Polizei ausgegangen ist, ist sehr einseitig", sagte GdP-Chef Bernhard Witthaut. Die gegen Polizisten eingesetzten Waffen würden immer brutaler. Der Castor-Transport war der letzte mit hoch radioaktivem Müll aus Frankreich, 113 Behälter stehen nun im Zwischenlager Gorleben. Deutschland ist vertraglich verpflichtet, den Müll der deutschen Atomkraftwerke aus der Wiederaufarbeitung wieder zurückzunehmen.

Der Sonderzug war am Mittwoch bei La Hague gestartet. Der 13. Castor-Transport brauchte für seine Strecke nach Gorleben letztlich so lange wie kein anderer vor ihm: Schon am Sonntagmittag, 12 Uhr, überschritt er den bisherigen Negativ-Zeitrekord von 92 Stunden. Bei Abschluss der Verladung in Dannenberg waren es schon 120 Stunden.

Der Transport fuhr im Saarland über die französisch-deutsche Grenze, durch die Pfalz weiter nach Hessen, wenige Kilometer durch einen Zipfel von Bayern und rollte schließlich - mit einem langen Halt bei Maschen südlich von Hamburg - durch Niedersachsen. Der Atommüll wurde in Deutschland von etwa 19.000 Polizisten geschützt.

© sueddeutsche.de/dapd/dpa/Reuters/fran - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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