Prominente Burschenschafter:Trinkfest und treu

Staatspräsidenten, Nobelpreisträger und Märchenerzähler: Viele Männer, die später prominent wurden, traten während ihrer Studienzeit Burschenschaften bei. Zwölf Köpfe.

Sarina Pfauth

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(Foto: Getty)

Staatspräsidenten, Nobelpreisträger und Märchenerzähler: Viele Männer, die später prominent wurden, traten während ihrer Studienzeit Burschenschaften bei. Zwölf Köpfe. Viele sprechen in der Öffentlichkeit nicht darüber: Burschenschafter schreiben sich ihre Mitgliedschaft meist weder auf die Fahne noch an prominenter Stelle in den Lebenslauf. Die Burschenschaften, eine sehr traditionsverbundene Art der Studentenverbindung, bleiben gerne im Hintergrund. So veröffentlicht der Dachverband, die Deutsche Burschenschaft, unter der Rubrik "Bekannte Burschenschafter" nur verstorbene Mitglieder.  Unter diesen allerdings finden sich illustre Namen, wie beispielsweise Märchenerzähler Wilhelm Hauff (im Bild) oder ...

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(Foto: ag.ap)

... Ferdinand Porsche (1875-1951), Autokonstrukteur, Chef von Volkswagen und Inhaber von 1230 Patenten. Heute haben Burschenschaften und ihre Mitglieder weithin einen miserablen Ruf: In vielen Burschenschaften, so der Vorwurf, ist rechtsextremes und militaristisches Gedankengut verbreitet. Bestärkt wird dieses Bild durch Burschenschafts-Mitglieder wie ...

Prominente Burschenschafter

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(Foto: ag.rtr)

... Heinz-Christian Strache, österreichischer Politiker und Vorsitzender der FPÖ. Sein Slogan lautet: "Österreich zuerst". Strache trat während seiner Lehrzeit der national orientierten schlagenden Burschenschaft "Vandalia" in Wien bei. Im November 2004 focht er gegen einen Salzburger Arzt, von dem er sich beleidigt fühlte, ein Duell mit stumpfen Waffen aus. Im gleichen Jahr wurde er auch in den Vorstand der FPÖ gewählt und übernahm das Amt des stellvertretenden Bundesparteiobmanns hinter dem damaligen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider, als dessen politischer Zögling er galt. Ähnlich wie früher Haider vertritt er bis heute rechtspopulistische bis fremdenfeindliche Positionen, mit denen sich die FPÖ vor allem in den 90er Jahren erfolgreich profilierte.

Prominente Burschenschafter

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(Foto: getty)

Er gilt zwar nicht als rechtsextrem, populistisch kann man ihn allemal nennen: Zu den wenigen Zeitgenossen, von denen bekannt ist, dass sie Burschenschafter sind oder waren, gehört Bild-Chefredakteur Kai Diekmann. Er trat während seiner Bundeswehrzeit in Münster der Burschenschaft Franconia als "Militär-Fux" bei, trat später wieder aus und dann wieder ein, wie die Berliner Taz ihn zitiert.  Auf der Internetseite der Franconia wird vom Fechten geschwärmt: "Das Fechten auf der Mensur ist in unseren Augen ein unverzichtbares, freiwillig auf sich genommenes Zeichen der Einsatzbereitschaft. Jeder Bundesbruder zeigt damit, daß er für seine Verbindung auch den 'Kopf hinhält'. Auch ist die Mensur ein Moment, in dem jeder Bundesbruder an seine physische und psychische Leistungsgrenze herangeführt wird und somit lernt, mit Extremsituationen umzugehen und einen kühlen Kopf zu bewahren. Dieses persönliche Risiko zugunsten der Gemeinschaft zu überwinden, ist die eigentliche Leistung bei einer Partie." 

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(Foto: region.ffb)

Henning Schulte-Noelle, ehemaliger Vorsitzende des Versicherungskonzerns Allianz, studierte nach dem Abitur in Tübingen, Bonn, Köln und Edinburgh Rechtswissenschaften. In Tübingen trat er der Burschenschaft Borussia bei und holte sich einen markanten Schmiss.

Prominente Burschenschafter

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(Foto: ag.ddp)

Berlins früherer Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen ist seit 1961 Mitglied der akademischen Burschenschaft "Saravia".

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(Foto: ap)

George W. Bush, 43. Präsident der USA, machte an der Yale University, wo schon sein Vater studierte hatte, nicht gerade durch gute Leistungen auf sich aufmerksam - sondern vor allem als trink- und feierfreudiges Mitglied der Burschenschaft "Skull and Bones Fraternity".

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(Foto: ag.dpa)

Was denken die Burschenschafter nun über sich selbst? Auf der Internetseite der Deutschen Burschenschaft sind einige Zitate veröffentlicht, die Burschafter über Burschenschafter gesagt haben sollen. Allen voran: Philosoph Friedrich Nietzsche, der einer Bonner Burschenschaft angehört hat: "Das Leben in der Verbindung ist ein durchaus straffes und lebendiges. Parlamentarischer Ton wird streng gehandhabt; es sind sehr tüchtige Elemente darin. ... Indessen kommt noch etwas wichtiges hinzu. Wer als Studierender seine Zeit und sein Volk kennen lernen will, muß Farbenstudent werden; die Verbindungen ... stellen meist den Typus der nächsten Generation von Männern möglichst scharf dar."

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(Foto: online.sdepolitik)

Etwas kompakter hat es der deutsche Nobelpreisträger Carl Bosch - Chemiker, Ingenieur und Industrieller - formuliert: "Als Student still, bescheiden und kameradschaftlich, aber auch trinkfest! Mit einem Wort: ein Burschenschafter!"

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(Foto: Getty)

Gustav Stresemann (1878-1929), Reichskanzler, Reichsaußenminister, Friedensnobelpreisträger, Leipziger und Berliner Burschenschafter schrieb zu Burschenschaften: "Und wenn die Poesie unseres deutschen Studentenlebens von keinem anderen Volk verstanden, mitempfunden werden kann, so soll uns das nur veranlassen, umso mehr zu lieben, was dergestalt als Vermächtnis des deutschen Volkes überkommen und von uns heilig zu halten ist. ... Ich bin der Burschenschaft, meiner Burschenschaft, innig verbunden und will es bis an meines Lebens Ende sein. Nur hier wächst dem Studenten jenes Verständnis für Deutschlands Geschichte, Gegenwart und Zukunft zu, die ihn als künftiger Führer unseres Volkes befähigt, seine Geschicke zu lenken. ... Wir halten hoch die alten Formen, tragen bunte Mützen und Bänder, wir heben den Becher und den Schläger, zechen, singen und jubeln oft bis tief in die Nacht. Aber geben uns zugleich hin ernstem wissenschaftlichen Streben, werten den Menschen nur nach seinen Charaktereigenschaften".

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(Foto: ag.dpa)

Eine andere, der heutigen öffentlichen Wahrnehmung wohl nähere Beschreibung von Burschaftern formulierte der deutsche Dichter Heinrich Heine, der über das Wartburgfest im Jahr 1817 schrieb, es "krächzte die Vergangenheit ihren obscuren Rabengesang, und bei Fackellicht wurden Dummheiten gesagt und gethan, die des blödsinnigsten Mittelalters würdig waren".

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