Polizeiliche Statistik:Kriminalität sinkt, Verunsicherung wächst

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Die Zahl der Delikte ist auf dem niedrigsten Stand seit Jahrzehnten. Trotzdem hat jeder fünfte Bürger Angst vor Straftaten.

Von Jens Schneider, Berlin

Die Zahl der Straftaten in Deutschland ist 2018, wie schon im Jahr davor, noch einmal deutlich zurückgegangen. "Deutschland ist eines der sichersten Länder der Welt", sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am Dienstag bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik für das vergangene Jahr. Zwar sei jede Straftat "natürlich eine zu viel", so der Minister, "aber objektiv ist dies der niedrigste Wert seit Jahrzehnten". Die Zahl der registrierten Straftaten ist 2018 gegenüber dem Vorjahr um 3,6 Prozent auf rund 5,6 Millionen Fälle gesunken.

Zugleich haben in Deutschland mehr Menschen als noch zu Beginn dieses Jahrzehnts Angst vor Kriminalität. Das Unsicherheitsgefühl hat einer Studie zufolge im Vergleich zu 2012 leicht zugenommen, es bewege sich jedoch weiterhin auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau, sagte Holger Münch, der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA). Er stellte gleichzeitig mit der Kriminalstatistik eine Umfrage zum Sicherheitsgefühl der Deutschen vor.

Demnach fühlten sich im Umfragezeitraum, dem Jahr 2017, 22 Prozent der Bevölkerung nachts in der eigenen Wohngegend unsicher. Fünf Jahre zuvor lag diese Zahl noch um fünf Prozentpunkte niedriger. Der Befragung zufolge bekannten sich Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund und Ostdeutsche besonders häufig zu Ängsten vor Straftaten gegen sie. Das BKA erstellte die Studie gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht auf der Grundlage von Telefonbefragungen.

Bundesinnenminister Seehofer erklärte bei der Vorstellung der Kriminalstatistik, dass weniger als ein Prozent der Deutschen Opfer von Straftaten wie etwa Raub, Autodiebstahl oder eines Wohnungseinbruchs geworden seien. Besonders auffällig ist der Statistik zufolge der Rückgang von erfassten Taschendiebstählen, Wohnungseinbrüchen und dem Raub von Kraftfahrzeugen.

BKA-Chef Münch sagte, dass der Anteil der Straftaten von Zuwanderern nicht angewachsen sei. Das BKA habe 2018 weniger Tatverdächtige aus dieser Gruppe erfasst. Gestiegen sei aber der Anteil von "Mehrfach-Tatverdächtigen", sagte er. Es werde mit den Ländern an einem Konzept gearbeitet, um darauf zu reagieren.

Eine starke Zunahme verzeichnet die Kriminalstatistik bei Straftaten gegen das Waffengesetz, Rauschgiftdelikten und der Verbreitung pornografischer Schriften. In der Statistik tauchen nur jene Straftaten auf, die der Polizei bekannt werden. Bei einigen Delikten wird eine hohe Dunkelziffer vermutet. So verwies der Bundesinnenminister auf die zunehmenden Geschäfte auf "kriminellen Handelsplattformen im Internet, insbesondere im Darknet". Dort seien die Gewinne enorm und "das Entdeckungsrisiko oft sehr gering", sagte er.

© SZ vom 03.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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