Politicker:Französischer Minister verlangt Mindestlohn in Deutschland

Dass es in Deutschland keinen gesetzlichen flächendeckenden Mindestlohn gibt, "schadet uns": Frankreichs Industrieminister Montebourg fordert Berlin zu einer anderen Politik auf.

Frankreichs Industrieminister Arnaud Montebourg hat das Fehlen eines gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland scharf kritisiert. Dass es diesen nicht gebe, "schadet uns", sagte Montebourg.

Montebourg führte in dem gemeinsam von AFP mit den Sendern LCP und France Info sowie der Tageszeitung Le Monde geführten Interview aus, dass es in Deutschland keinen Mindestlohn gebe, "beschädigt in gewisser Weise die Rechte der europäischen und insbesondere der französischen Angestellten", weil sie mit "unfairer Konkurrenz" konfrontiert würden. Es dürfe keinen "Preiswettkampf auf dem Rücken der Kaufkraft der Arbeiter" geben, sagte Montebourg.

Falls Deutschland keine Kunden mehr für seine Produkte finde, weil diese "zu ruiniert sind oder nicht die Mittel haben, deutsche Produkte zu kaufen", dann sei das auch schlecht für Deutschland, mahnte der Minister, der dem linken Flügel der sozialistischen Partei zugerechnet wird. Die Erholung der europäischen Wirtschaft hänge unter anderem davon ab, ob "die Überschüsse" im deutschen Staatshaushalt "zum Wohl Europas" eingesetzt würden. Nötig sei eine "kooperative Strategie mit Vorteilen für alle".

Paris wirft Berlin schon seit langem vor, durch Niedriglöhne die Wettbewerbsfähigkeit anderer Länder in Europa zu schwächen. Montebourg hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) schon Ende 2011 als Oppositionspolitiker beschuldigt, den Euro zu "töten" und dafür zu sorgen, dass Deutschland "auf den Trümmern" der anderen Euroländer ein "Vermögen" mache.

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