Polit-Sponsoring:Sommerfeste der Macht

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Schlimm genug, dass es der Berliner Politik-Betrieb nötig hat, Partys von Sponsorengeldern finanzieren zu lassen. Aber einzelne Geldgeber dann ausdrücklich nicht zu nennen, bringt das Politikgeschäft in Verruf.

Thorsten Denkler, Berlin

Horst Köhler will die Spendernamen nicht nennen. Dieser Satz hat seit der CDU-Spendenaffäre einen zweifelhaften Beigeschmack.

Nein, hier sollen keine falschen Vergleiche zur Spendenaffäre der CDU gezogen werden. Damals ging es um so makabere Vorgänge wie die angeblich "jüdischen Vermächtnisse".

Nun will der Bundespräsident auf Wunsch der Geldgeber lediglich die Namen einiger Unterstützer seiner beliebten Sommerfeste nicht nennen. Was ist schon dabei?

Eine ganze Menge: Es geht schlicht um Glaubwürdigkeit. Wenn Firmen und Lobbyisten jedes größere Polit-Fest in Berlin sponsern, dann kann es zunehmend schwer fallen, keinen Zusammenhang zwischen Sponsoring und politischer Entscheidung zu sehen.

Unnötiger Platz für Spekulationen

Immerhin: Die meisten Spender verstecken sich nicht. Da ist zumindest Transparenz gegeben.

Dennoch muss die Frage erlaubt sein, warum solche Feste überhaupt gesponsert werden? Entweder sind sie wichtig für die Öffentlichkeitsarbeit eines Hauses. Dann ist es nur richtig, wenn sie vom Steuerzahler finanziert werden. Oder sie sind es nicht. Dann können sie getrost ausfallen.

Im Fall Köhler aber stellt sich die Frage: Was bringt einige Sponsoren dazu, ihre Namen nicht genannt sehen zu wollen?

Das kann ganz harmlose Gründe haben. Die Betreffenden stehen nicht gerne im Rampenlicht, wollen mit ihren guten Taten nicht protzen. Nun dürfte allerdings die finanzielle Unterstützung eines Sommerfestes auf der nach oben offenen Gute-Tat-Punkte-Skala ziemlich weit unten angesiedelt sein. Dagegen wären die Probleme mancher sozialer Initiative mit so viel Geld auf einen Schlag gelöst.

Die Namen nicht zu nennen, macht Platz für Spekulationen. Möglicherweise unnötige und ungerechtfertigte Spekulationen. Zumindest aber für Spekulationen, die dem ramponierten Ansehen der politischen Klasse sicher nicht gut tun.

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